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Energetische Autarkie

Ist Selbstversorgung ein vernünftiges Ziel?

Es ist eine berechtige Frage, inwiefern energetische Autarkie für eine Gemeinde überhaupt ein erstrebenswertes Ziel sein soll. Niemand verlangt schießlich die Eigenversorgung mit Kartoffeln ober mit Rohstoffen zur Produktion von Batterien. Und es wurde auch noch nicht gefordert, jede Gemeinde müsse sich im Falle eines Krieges selbst verteidigen können und dafür die nötigen Ressourcen hinsichtlich Soldaten und Bewaffnung bereithalten.

Der Begriff „Autarkie“ steht grundsätzlich für die Unabhängigkeit von äußeren Faktoren. Angewandt auf den Strombedarf einer Kommune wäre das die vollständige Selbstversorgung mit Strom oder allgemeiner, mit Energie. Man spricht dann konkret von „energetischer Autarkie“ oder von „Energieautarkie„.

Selbstredend macht solches Denken erkennbar wenig Sinn. Die Vernetzung und die Zusammenarbeit über die engen kommunalen Grenzen hinaus sind ja nachgerade die entscheidenden Faktoren einer prosperierenden Wirtschaft und damit des Wohlstands. Warum sollte das im Hinblick auf die Energieversorgung anders sein?

Dessen ungeachtet wird von vielen Kommunen und von Landkreisen immer häufiger das Ziel der energetischen Autarkie ausgegeben, als läge darin der Schlüssel für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Das Gegenteil ist richtig: Nur auf Basis einer übergreifenden Zusammenarbeit besteht überhaupt eine Chance zur Herstellung der Versorgungssicherheit mit Strom bei gleichzeitiger Bezahlbarkeit. Kommunale Energieautarkie ist ein völlig irrelevanter Euphemismus und am Ende für die Sicherstellung einer bezahlbaren Energieversorgung sogar schädlich, weil die falschen, hohe Kosten verursachenden Akzente gesetzt werden.

Bilanzielle Autarkie ist keine Autarkie, sondern Augenwischerei

Wenn ein Windpark 100 % des Jahresstrombedarfs liefert, dann hat man doch die Energieversorgung mit Windstrom gesichert, könnte man meinen. Dem ist leider nicht so, weil bilanzielle Autarkie und Versorgungssicherheit meilenweit auseinander liegen. Diese simple Tatsache ist vielen nicht klar und wird von den Projektträgern und politischen Befürwortern geflissentlich verschwiegen, sofern sie überhaupt darüber Bescheid wissen. Das soll im Folgenden näher erläutert werden. Betrachten wir zunächst ein theoretisches Idealmodell der Windstromproduktion. Die näheren Hintergründe zur Theorie werden in Versorgungssicherheit mit Windstrom – eine theoretische Analyse | sumymus im Detail erläutert.

Theoretische Versorgungssicherheit unter idealen Bedingungen

Wenn genausoviel Strom produziert wird, wie man im Mittel benötigt (das wird oft und fälschlicherweise „Autarkie“ genannt), dann hat man tatsächlich (unter den genannten theoretischen Bedingungen, s. Abb, 1) nur eine Versorgungssicherheit von 30 % und dementsprechend ein Versorgungssrisiko von 70 %. Im Diagramm entspricht diese Situation einem Produktionsfaktor von q = 1. An 70 von 100 Tagen wird in diesem Falle zu wenig Strom produziert, obwohl über das Jahr betrachtet die Stromproduktion dem Bedarf entspricht. An 30 von100 Tagen wird entsprechend mehr Strom erzeugt als man tatsächlich benötigt, wovon man allerdings nicht profitieren kann, wenn die Stromspeicher nicht vorhanden sind.

Versorgungssicherheit Wind Ideal

Abbildung 1: Theoretische Versorgungssicherheit aus der Produktion von Windstrom unter idealen Bedingungen als Wahrscheinlichkeitsverteilung. Auf der x-Achse ist der Umfang der Windstromproduktion in Vielfachen des Strombedarfs (Produktionsfaktor q) aufgetragen. Die y-Achse zeigt die resultierende Versorgungssicherheit als Funktions des Produktionsfaktors q. Die Berechnung basiert auf der typischen Windverteilung in Deutschland, Ferner wurde eine Windstromproduktion unter theoretisch idealen Bedingungen (verlustfrei, 100-prozentige Verfügbarkeit, keine Abschaltung) angenommen. Ein Zahlenbeispiel: Wenn der Produktionsfaktor = 1 ist (also genausoviel Strom produziert wird, wie im Mittel benötigt wird), dann liegt die Versorgungssicherheit bei 0,3 (= 30 %) und das Versorgungssrisiko bei 0,7 (= 70 %).

Selbst dann, wenn man 10-mal mehr Windstrom produziert als tatsächlich im Gesamtjahr benötigt wird (Produktionsfaktor q = 10), ergibt sich nur eine Versorgungssicherheit von 0,77 (= 77 %). In diesem Falle hätte man zugleich eine Überproduktion von 900 % (was wiederum das Stromnetz destabilisiert) und dennoch ein signifikantes Versorgungsrisiko. Auch beim Hundertfachen (Produktionsfaktor q = 100) kommt man nur auf eine Versorgungssicherheit von 95 %. Abgestützt ausschließlich auf Windstrom und ohne Speicher sind daher Versorgungssicherheit und Autarkie noch nicht einmal theoretisch erreichbar.

Theoretische Versorgungssicherheit unter realitätsnahen Bedingungen

Und wie sieht es in der Praxis aus? Betrachten wir dazu die realen Bedingungen für Windräder mit definierter Leistungscharakteristik. Dazu gehört neben der Abhängigkeit der Stromproduktion von der Windgeschwindigkeit vor allem der von der Drehzahl abhängige sogenannte Erntefaktor. Auch die Abschaltung von Windrädern ab einer bestimmten Windgeschwindigkeit und Nullertrag bei Windgeschwindigkeiten unter einer bestimmten Schwelle (meist bei ca. 2 – 3 m/s) wird berücksichtigt. Im Ergebnis erhält man den in Abb. 2 dargestellten Verlauf der typischen Versorgungssicherheit mit Windstrom.

Versorgungssicherheit Wind Real

Abbildung 2: Theoretische Versorgungssicherheit aus der Produktion von Windstrom unter realitätsnahen Bedingungen als Wahrscheinlichkeitsverteilung. Auf der x-Achse ist der Umfang der Windstromproduktion in Vielfachen des Strombedarfs (Produktionsfaktor q) aufgetragen. Die y-Achse zeigt die resultierende Versorgungssicherheit als Funktions des Produktionsfaktors q. Die Berechnung basiert auf der typischen Windverteilung in Deutschland, Ferner wurde eine Windstromproduktion unter unter realitätsnahen Bedingungen (minimale Windgeschwindigkeit, Abschaltung bei Maximalschwindigkeit, Erntefaktor entsprechend Leistungscharakteristik) angenommen. Ein Zahlenbeispiel: Wenn der Produktionsfaktor q = 1 ist (also genausoviel Strom produziert wird, wie im Mittel benötigt wird), dann liegt die Versorgungssicherheit bei 0,36 (= 36 %) und das Versorgungssrisiko bei 0,64 (= 64 %).

Wenn genausoviel Strom produziert wird, wie im Mittel benötigt wird (die falsche „Autarkie„), dann hat man tatsächlich (unter den genannten theoretischen aber realitätsnahen Bedingungen) nur eine Versorgungssicherheit von 36 % und dementsprechend ein Versorgungssrisiko von 64 %. Im Diagramm entspricht diese Situation einem Produktionsfaktor von q = 1. An 64 von 100 Tagen wird in diesem Falle zu wenig Strom produziert, obwohl über das Jahr betrachtet die Stromproduktion dem Bedarf entspricht. An 36 von 100 Tagen wird entsprechend mehr Strom erzeugt als tatsächlich benötigt wird, wovon man ohne Speicherung allerdings nicht profitieren kann.

Selbst dann, wenn man 10-mal mehr Windstrom produziert als tatsächlich im Gesamtjahr benötigt wird (Produktionsfaktor q = 10), ergibt sich nur eine Versorgungssicherheit von 0,77 (= 77 %). Damit hätte man eine das Stromnetz destabilisierende temporäre Überproduktion von etwa 900 % und dennoch ein signifikantes Versorgungsrisiko. Auch beim Hundertfachen (Produktionsfaktor q = 100) kommt man nicht einmal auf eine Versorgungssicherheit von 90 %. Abgestützt ausschließlich auf Windstrom und ohne Speicher sind daher Versorgungssicherheit und Autarkie in der Praxis nicht erreichbar.

Praktisches Beispiel eines kleinen Windparks

Betrachten wir ein Beispiel aus der Praxis. Der Windpark Berg (am Starnberger See) besteht aus 4 Windrädern. Die Gesamtstromproduktion mit Wind, Solar und Biomasse ist mit 104 % (in 2022) höher als der Jahresverbrauch der Gemeinde Berg. Die Kommune nennt das daher „energetische Autarkie„. Aber trotz der Biomasse- und Solarstromanteile ist der Stromertrag an 216 Tagen des Jahres (entsprechend einem Versorgungsrisiko von 59 %) geringer als der kommunale Strombedarf. In Abb. 3 ist der Verlauf der Jahresstromproduktion mit täglicher Über- und Unterversorgung im Jahresverlauf aufgetragen.

Versorgungsgrade Berg 2022

Abbildung 3: Exemplarische tägliche Versorgungsgrade in der Gemeinde Berg (2022). Bruttostromerzeugung 104 % des Bedarfs, 300 Tage mit temporärer Unterversorgung, 65 Tage mit permanenter Überversorgung. An ganz schlechten Tagen wird nur 3 % des tatsächlichen Bedarfs erzeugt, an sehr „guten“ Tagen dafür das 3,77-fache des Bedarfs.

Man entnimmt dem Diagramm, dass der Versorgungsgrad an 216 Tagen kleiner als 100 % ist (alle Tage mit roten Balken nach unten). An den restlichen 149 Tagen wird mindestens 100 % des Bedarfs oder sogar mehr Strom erzeugt (alle Tage mit blauen Balken nach oben). Selbstverständlich variert dieses Produktionsprofil in Abhängigkeit von den jeweiligen Wetterbedingungen eines Jahres. Im Grundsatz erhält man aber immer ein ähnliches Muster im Wechsel von Über- und Unterproduktion bei einem typischen Erwartungswert von etwa 60 % – 65 % der Tage mit Stromunterversorgung. Letztlich handelt es sich auch hierbei um eine Wahrscheinlichkeitsverteilung des Versorgungsgrads. Tatsächlich muss Berg, wie man mittels einer detaillierteren Analyse zeigen kann, ca. 50 % seines Strombedarfs von außen beziehen.

Ist das Autarkie? – Natürlich nicht! Die Gemeinde Berg ist in der Substanz auf externe Energielieferungen angewiesen und wird das auch bleiben, selbst dann, wenn noch weitere Windräder gebaut oder riesige PV-Freiflächenanlagen geplant werden (s. Starnberger Merkur vom 07.11.2024 Idee für PV-Freiflächenanlage bei Gut Biberkor).

Wenn also erklärt wird, die Gemeinde Berg sei aufgrund ihrer vier Windräder „energetisch autark“, dann ist das eine Falschbehauptung. Daran ändert auch die stete Wiederholung der Aussage nichts. Man fragt sich, welche Absicht hinter dieser Falschinformation steht? Will man den Leuten Sand in die Augen streuen?

Abschätzung zur Größe der täglichen Versorgungslücke

Wie gesagt, gibt es Tage mit Stromüberproduktion und Tage mit Stromunterproduktion bezogen auf den Bedarf. Es stellt sich die Frage, wie groß denn an den Tagen mit einem Versorgungsdefizit die typische tägliche Versorgungslücke in Einheiten des Tagesbedarfs ist. Eine Versorgungslücke von 100 % bedeutet, dass der komplette Tagesbedarf fehlt. Bei einer Versorgungslücke von 30 % fehlen demnach 30 % des Tagesbedarfs und müssen in diesem Umfang aus anderen Quellen (z.B. von extern) gedeckt werden.

Wir nehmen wieder den allgemeineren Gesichtspunkt unabhängig vom Beispiel Windpark Berg ein. In Abb. 4 ist der Zusammenhang zwischen der Größe der Versorgungslücke und der Wahrscheinichkeit (also der Häufigkeit) für deren Eintreten dargestellt. Dabei betrachten wir sechs Kurvenverläufe mit einem jeweils unterschiedlichen Grad der Jahresstromproduktion im Verhältnis zum Strombedarf.

Versorgungslücke Gt X Wind Real

Abbildung 4: Theoretische Versorgungslücke (unter realitätsnahen Bedingungen) bei der Windstromproduktion mit unterschiedlicher bilanzieller Autarkie (50 %, 100 % … 1000 %). Zur Interpretation der Kurven: Jede Kurve stellt einen Zusammenhang her zwischen der Größe der Versorgngslücke (x-Achse) und der Wahrscheinlichekit für das Eintreten der betreffenden Lücke. Beispiel blaue Kurve (bilanzielle Autarkie = 100 %, in den obigen Diagrammen Produktionsfaktor q =1 genannt). Eine Versorgungslücke von 40 % (x = 40 %) oder mehr stellt sich mit der Wahrscheinlichkeit von etwa 52 % (y = 52 %) ein. Die Versorgungslücke ist größer oder gleich 82 % (x = 82 %) in ca. 30 % (y = 30 %) der Fälle (also der Tage). Wenn die Stromproduktion fünfmal höher ist als der Jahresbedarf (braune Kurve, Produktionsfaktor q =5 ), dann tritt die Versorgungslücke von 40 % (x = 40 %) mit der Wahrscheinlichkeit von etwa 25 % (y = 25 %) ein. Die Versorgungslücke ist größer oder gleich 5 % (x = 5 %) in ca. 30 % (y = 30 %) der Fälle (also der Tage).

Die blaue Kurve in Abb. 4 steht für die sogenannte „bilanzielle Autarkie„, wenn also 100 % des Jahrestrombedarfs erzeugt wird. Wie man dem Diagramm entnimmt, heißt das mitnichten, dass keine Versorgungslücke besteht. Ganz im Gegenteil: Die Versorgungslücke beläuft sich auf etwa die Hälfte des jeweiligen Bedarfs mit etwa 48 %-iger Wahrscheinlichkeit, also an 48 % der Zeitspanne eines Jahres. Eine 90 %-ige Lücke entsteht immer noch mit 24 %-iger Wahrscheinlichkeit. Das sind erhebliche Einschnitte in die Versorgungssicherheit, die das Gerede von der „energetischen Autarkie“ als ziemlich leichtfertig und unreflektiert entlarven.

Wie man der Kurvenschar in Abb. 4 weiter entnimmt, ändert sich an diesem Befund sogar bei einer doppelten (200 %) oder gar 5-fachen Überproduktion (500 %) in der Substanz nicht viel. Allenfalls gibt es graduelle Verbesserungen. Ein Beispiel dazu: Wenn in der Jahresbilanz 500 % des benötigten Strom produziert wird, dann liegt die Versorgungslücke immer noch während 24 % der Zeitspanne eines Jahres in einer Höhe von 50 % des jeweiligen Bedarfs. D.h., mit einer Wahrscheinlichkeit von 24 % kann nur die Hälfte des Strombedarfs tatsächlich über Wind zur Verfügung gestellt werden. Man muss sich dabei vergegenwärtigen, was 500 % bedeutet: Es erfordert, dass z.B. in Berg nicht 4, sondern 20 Windräder stehen – und trotzdem würde man nennenswerte Anteile des Strombedarfs von extern beziehen müssen und wäre von einer echten Autarkie weit entfernt.

Abschätzung zur Größe der Speicherbedarfs

Wie man dem Vorstehenden entnehmen kann, ist mit Windstrom alleine (aber auch in der Kombination mit Solarstom) keine sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Man benötigt in jedem Falle Speicher oder Backup-Kraftwerke. Im Folgenden wollen wir exemplarisch die Größe des benötigten Speichers bestimmen. Im konkreten Falle betrachten wir wieder das Beispiel Berg.

In Abb. 5 ist der Verlauf des Strombedarfs (= Verbrauch) gegen die Stromproduktion mit Wind, Photovoltaik und weiteren Produktionquellen aufgetragen. Zusätzlich wird auch die jeweilige Momentandifferenz zwischen der gesamten Stromproduktion und der Last dargestellt. Immer dann, wenn die Stromproduktion höher ist als der jeweilige Verbrauch, kann der Überschuss gespeichert werden. Im Diagramm sind das die Zeiten, in denen die rote Kurve des Ladungsverlaufs ansteigt. Ist dagegen der Verbrauch höher, dann wird der Speicher entladen. In diesem Falle wendet sich die rote Kurve nach unten.

Speicherbedarf Berg 2022

Abbildung 5: Speicherdiagramm zum Windpark Berg. Die linke Vertikalachse zeigt die Tageswerte der Stromproduktion bzw. des Stromverbrauchs in Megawattstunden. An der rechten Achse (rot) ist die Höhe der Speicherladung abzulesen. Im Diagramm sind die Verläufe des Strombedarfs (= Verbrauch, schwarze Kurve) gegen die Stromproduktion mit Wind (blaue Kurve), Photovoltaik (gelbe Kurve) und weiteren Produktionquellen (grüne Kurve) aufgetragen. Die graue Kurve zeigt die jeweilige Momentandifferenz zwischen der gesamten Stromproduktion und der Last. Man sieht, dass trotz der summarischen Gesamtstromproduktion übers Jahr von 104 % über weite Teile des Jahres die Strombilanz negativ ist (graue Kurve unterhalb der Nulllinie). Die rote Kurve stellt den Verlauf der Speicherladung über den Jahresverlauf dar. Der Maximalwert dieser Ladung entspricht der nötigen Speicherkapazität. In diesem Falle sind es 2.711 Megawattstunden.

Um die Größe der erforderlichen Speicherkapazität zu ermitteln, muss man, ausgehend von einem Startwert für die Kapazität, die Initialladung des Speichers und die Speicherkapazität iterativ gezielt so anpassen, dass sich zu keinem Zeitpunkt eine negative Speicherladung einstellt. Der mininale Wert für die so ermittelte Maximalladung des Speichers ist die gesuchte Speicherkapazität.

Im vorliegenden Falle findet man so unter den Bedingungen des Jahres 2022 einen Speicherbedarf von 2.711 MWh und somit die erforderliche Speicherkapazität in genau dieser Höhe. Natürlich wird sich dieser Wert von Jahr zu Jahr, je nach den Wetterbedingungen, verändern. In der Größenordnung tut sich indessen nicht viel. Bei den heutigen Speicherpreisen von etwa 1.000 €/kWh entspricht die berechnete Kapazität einer Investitionssumme von 2,7 Mrd. €. Aber auch bei drastisch günstigeren Speicherkosten von 100 €/kWh wären es immer noch 270 Millionen Euro.

Unabhängig davon muss man festhalten, dass es Speicher dieser Größe (also 2,7 GWh) Stand heute nicht gibt. Nächstes Jahr (2025) soll in Niedersachen Europas größter Batteriespeicher in Betrieb gehen. Er ist auf eine Kapazität von 275 MWh ausgelegt, also etwa ein Zehntel des Bedarfs alleine für die 8000-Einwohner-Gemeinde Berg.

In diesem Zusammenhang wird oft auf E-Autos verwiesen. Man könne doch die Batterien der Elektroautos anzapfen und die dort gespeicherte Energie zum Schließen der Stromlücken verwenden. Ja, das geht tatsächlich. Man darf sich aber keinen Illusionen bezüglich der realen Möglichkeiten hingeben. Die Speicher von E-Autos sind viel zu klein, um damit in nennenswertem Umfang Produktionslücken schließen zu können. Allenfalls für sehr kurz währende Versorgungslücken von etwa einem Tag oder weniger ist das hilfreich. Davon abgesehen werden die Batteriespeicher von E-Autos ja eigentlich zum Fahren benötigt. Sind sie einmal entladen, kann man weder fahren noch ins Netz einspeisen. Und am nächsten Tag steht man mit leeren Händen da.

Wenn man dennoch unterstellt, dass ein durchschnittliches E-Auto jederzeit eine Speicherkapazität von 30 kWh für die Zwecke der Stromversorgung verfügbar machen könnte, wie viele E-Autos bräuchte man dann in der Gemeinde Berg mit ihren mit 8000 Einwohnern? – Es wären 90.000 E-Autos nötig, also ca. 11 Autos pro Einwohner!

Damit wird klar, dass mit großen Speichern prinzipiell die Versorgungssicherheit und damit auch echte Autarkie – wie sinnvoll diese auch immer sein mag – gewährleistet werden kann. Indessen stellt dieser Ansatz allenfalls eine theoretisch mögliche Lösung dar. In der Realität ist das nicht bezahlbar. Der Speicher für Berg in der nötigen Kapazität würde die Stromkosten für die Gemeinde dauerhaft auf mindestens 50 ct/kWh erhöhen. Der Berger Windstrom wäre letztlich unverkäuflich.


Quellen

[1] Starnberger Merkur vom 07.11.2024 Idee für PV-Freiflächenanlage bei Gut Biberkor

[2] Versorgungssicherheit mit Windstrom – eine theoretische Analyse

Starnberger Merkur vom 11.10.2024

Gemeinderäte fühlen sich verunglimpft

Antwort von Jens Rindermann auf unseren Offenen Brief an die Gemeinde Gauting

Sta Merkur 2024 10 11 Rindermann
Starnberger Merkur vom 11.10.2024. ©Merkur

Kommentar der Bürgerinitiative

Selbstverständlich darf dieser Beitrag des Gemeinderatsmitglieds Jens Rindermann im Merkur nicht unkommentiert bleiben. Wir wollen seine Antwort indessen nicht überbewerten, denn es ist trotz der wichtigtuerischen Überschrift lediglich eine private Meinungsäußerung, da Herr Rindermann seine Stellungnahme noch nicht einmal innerhalb der Grünen-Fraktion abgestimmt hat, geschweige denn darüber hinaus im Gemeinderat.

Es macht eigentlich wenig Sinn, auf die Anwürfe im Detail einzugehen. Wer unseren Offenen Brief liest, weiß, was Sache ist und erkennt, dass unser Text von der ersten bis zur letzten Zeile substantiiert und völlig frei von Polemik ist.

Herr Rindermann hat sich vollends verstiegen. Dabei kann man nachvollziehen, dass er sich als mitangesprochener Gemeinderat getroffen fühlt, das ändert indessen nichts am sachlichen Gehalt der im Offenen Brief vorgetragenen Argumente, auch bezüglich der Flugsicherung. Es ist daher nachgerade absurd, wenn er versucht, „die Physik und die Wissenschaft“ als Anwälte für eine dysfunktionale Energiewende einzuspannen. Das Gegenteil ist richtig, denn die kritische Vernunft stützt selbstredend keine irrationalen Maßnahmen.

Wir haben unsere Haltung zum wirtschaftlichen und energiepolitischen Nutzen (man könnte auch sagen Schein-Nutzen und letztlich sogar Schaden) von Wald-Windkraftanlagen im Gautinger Schwachwindgebiet mehrfach im Detail erläutert. Es ist daher müßig, die Argumente an dieser Stelle noch einmal auszubreiten.

Der Offene Brief trägt die Überschrift: Die Lehren aus dem gescheiterten Gautinger Windkraftprojekt. Es geht also darum, aus dem Scheitern zu lernen. Der Brief ist ein Angebot und zugleich ein Aufruf, die Lektion der Erfahrung anzunehmen:

Wer aus seinen Fehlern nicht lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“ (frei nach George Santayama).

Offenbar hat sich Herr Rindermann fürs Wiederholen entschieden, da er sich schon dem ersten und wichtigsten Schritt verweigert, überhaupt einzusehen, dass Fehler gemacht wurden. Wir sind indessen zuversichtlich, dass dies weder für den Gemeinderat in Gänze noch für die Gemeinde gilt und vertrauen daher darauf, dass die richtigen Lehren gezogen werden.


Anmerkung: Es ist einigermaßen befremdlich, dass die private Meinungsäußerung von Herrn Rindermann – mehr ist es nämlich nicht -als eigenständiger Beitrag im Merkur abgedruckt wurde. Angemessen wäre es gewesen, den Text unter der Rubrik Leserbriefe zu veröffentlichen. An diesem Beipiel zeigt sich einmal mehr, dass die Berichterstattung zu den Themen im Umfeld Klima und Energiewende nicht wirklich neutral gehandhabt wird.


Querverweise:

Grafik Die Lehren aus dem gescheiterten Gautinger Windkraftprojekt
(Link auf den Offenen Brief an die Gemeinde)

Grafik Bürgerinitiative begrüßt Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Starnberger Merkur vom 04.10.2024

Grafik Starnberger Merkur vom 21./22.09.2024 – Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Gautinger Windkraftanlagen: Gemeinde verschweigt wesentliche Risiken der Flugsicherheit

Grafik Neue Attacke der Windkraftgegner auf Gemeinde Gauting

Starnberger Merkur vom 10.10.2024

Bericht zu unserem Offenen Brief an die Gemeine Gauting in der Printausgabe des Starnberger Merkur

Sta Merkur 2024 10 10 Offener Brief Bueg
Starnberger Merkur vom 10.10.2024. ©Merkur

Kurzkommentar der Bürgerinitiative

Da kommen wir überraschend positiv zu Wort. Die „angebotene Zusammenarbeit“ wird gleich zu Beginn hervorgehoben, unsere berechtigten Rügen in Richtung Gemeinde und Gemeinderat werden dagegen nur im Hinblick auf die aktuellen Aussagen auf der letzten GR-Sitzung („skandalös“) zur Flugsicherung thematisiert. Da hätte man die Versäumnisse der Gemeinde natürlich noch viel klarer wiedergeben können. Immerhin wird am Ende das Grundsätzliche zur nicht funktionierenden Energiewende mit der Brechstange zumindest angesprochen.

Allerdings fehlt etwas Wesentliches, nämlich der Absatz zur Geheimniskrämerei der Gemeinde. Sie hat über eine lange Zeitspanne hinweg hinter dem Rücken der Bürger Fakten geschaffen. Das hätte man an dieser Stelle deutlich ansprechen müssen. Es sollte nämlich eine wichtige Lehre für die Gemeinde sein, künftig die Bürger frühzeitig in solch weitreichende Überlegungen einzubinden.


Querverweise:

Grafik Die Lehren aus dem gescheiterten Gautinger Windkraftprojekt
(Link auf den Offenen Brief an die Gemeinde)

Grafik Bürgerinitiative begrüßt Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Starnberger Merkur vom 04.10.2024

Grafik Starnberger Merkur vom 21./22.09.2024 – Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Gautinger Windkraftanlagen: Gemeinde verschweigt wesentliche Risiken der Flugsicherheit

Grafik Neue Attacke der Windkraftgegner auf Gemeinde Gauting

Die Lehren aus dem gescheiterten Gautinger Windkraftprojekt

Offener Brief der BUEG an die Gemeinde Gauting

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,
sehr geehrter Gemeinderat,

das Ende September von der Projektgesellschaft verkündete Aus für die Gautinger Windkraftpläne schlägt bis heute hohe Wellen weit über die Gemeinde und den Landkreis hinaus. Viele Kommunalpolitiker sehen darin einen schweren Rückschlag für die Energiewende im Landkreis. Die Schuld daran trage die Flugsicherung, heißt es. Mit dem Finger zeigt man auch auf die Politik in München, die die Beseitigung der Hinderungsgründe nicht energisch genug vorangetrieben habe. Noch immer scheinen viele in der Ablehnung vor allem ein bürokratisches Problem zu sehen, weil die Luftsicherheitsbehörden nicht bereit waren, für die Belange des „Klimaschutzes“ von ihren hohen Sicherheitsstandards abzuweichen.

Wenn man indessen einen nüchternen Blick auf die Hintergründe wirft, stellt sich die Sache anders dar. Die Gautinger Windkraftpläne sind nicht an einer Behörde gescheitert, sondern an der Realität, an den Fakten. Am Ende waren die dem Projekt entgegenstehenden Sachgründe nicht mehr zu ignorieren. Ausschlaggebend war nun die Luftsicherheit, daneben gab und gibt es aber auch andere ernstzunehmende Gründe: den Wasser-, Arten- und Naturschutz sowie die Gautinger Schwach­windlage, die einen Betrieb und eine vordergründige Wirtschaftlichkeit wegen der absehbar geringen Stromerträge nur durch hohe Subventionen ermöglicht hätte.

Die Deutsche Flugsicherung konnte nicht anders entscheiden, weil die Sicherheit im Flugverkehr – wo immer auch Menschenleben auf dem Spiel stehen – nicht verhandelbar ist. Daher war die Ent­scheidung der Flugsicherheits­behörden vorhersehbar, sie war sogar zwingend. Luftsicher­heits­experten haben bereits 2012, als die Konzentrationsflächen festgelegt wurden, auf diese ernsthafte Problematik hingewiesen. Die Bedenken wurden in Gauting wider jede Vernunft mit sachfremden Argumenten zur Seite gewischt, weil man sich politisch auf die Windkraftpläne versteift hatte.

Unsere Bürgerinitiative BUEG hatte diesen Hinderungsgrund früh erkannt und entsprechende Nachfragen an das Bundesamt für Flugsicherung und das Luftamt Südbayern gestellt. Die erst auf anwaltlichen Druck hin zeitverzögert gewährte Akteneinsicht beim Landratsamt Starnberg ergab dann im Juni, dass fast alle beantragten Standorte für die Gautinger Windkraftanlagen aus Gründen der Flugsicherheit nicht genehmigungsfähig sind. Von dieser Nicht-Genehmigungsfähigkeit wussten die Gemeinde Gauting und der Projektbetreiber spätestens seit März 2024.

Anfang Juni hat die BUEG dazu eine Pressemitteilung mit dem Titel „Gautinger Windkraftanlagen: Gemeinde verschweigt wesentliche Risiken der Flugsicherheit“ herausgegeben und die Öffentlichkeit darüber informiert. In der Antwort darauf wurde das seitens der Gemeinde und des Projektbetreibers Sing als Panikmache abgetan und abgewiegelt. Der Merkur berichtete darüber unter der reißerischen Überschrift „Neue Attacke der Windkraftgegner auf Gemeinde Gauting“. – Die Entwicklung zeigt, dass die BUEG mit ihrer sachlichen Einschätzung richtig lag. Nun müssen sich die Gemeinde und der Projektbetreiber fragen lassen, warum sie trotz dieser offensichtlichen Hinderungsgründe so lange am Projekt festgehalten haben.

Wieviel Zeit und Kosten wären allen Beteiligten erspart geblieben, wenn die Planer diese Bedenken ernst genommen hätten? Auch der mit dem erfolgreichen Bürgerbegehren verbundene große Aufwand wäre vermeidbar gewesen.

Auf der Gautinger Gemeinderatssitzung zum Thema vom 1. Oktober 2024 nannten einige der an­wesenden Gemeinderäte die Entscheidung der Flugsicherheit skandalös. Das ist eine unglaubliche Herabwürdigung einer Behörde, der Menschenleben anvertraut sind und die ihre Aufgabe im besten Sinne des Wortes ernst nimmt. Skandalös ist es indessen, für eine wetterwendische Stromerzeugung die Sicherheit im Flugverkehr zur Disposition stellen zu wollen. Und skandalös ist es auch, dass jene Gemeindevertreter immer wieder für ein Projekt votiert haben, dessen Scheitern sie bei einem Minimum an thematischer Einarbeitung und vernünftigem Ermessen selbst hätten absehen können.

Welche Lehren kann man daraus ziehen?

Bevor man über mehrere Jahre hinweg Ressourcen in das Projekt steckte, hätte man frühzeitig die Frage nach den möglichen kritischen Hinderungsgründen stellen müssen. Schon ein Blick in den Bayerischen Energieatlas zeigt, dass die Gautinger Konzentrationsflächen im Hinblick auf den Luftverkehr sehr fragwürdig sind. Das konnte jeder Laie und jeder Gemeinderat erkennen und hätte daher zuallererst geprüft werden müssen. Dabei tut es nichts zur Sache, dass der finale Bescheid der Luftsicherheitsbehörde nur auf der Basis konkreter Standorte erteilt wird.

Nach Start des Projekts ist die Gemeinde dem Investor Sing, der natürlich seine eigenen wirt­schaftlichen Interessen im Blick hatte, blindgläubig gefolgt und hat sich offenbar kein eigenes Urteil über die Realisierbarkeit mehr zugetraut. Hier hat der Gemeinderat versagt! Sing ist dabei nur ein kleines finanzielles Risiko eingegangen, denn seine Aufwendungen werden nach dem Scheitern nun zum Großteil vom Klima­ministerium – also dem Steuerzahler – ersetzt, sofern er das Vorliegen der BAFA-Förder­voraussetzungen nachweisen kann.

Daneben war es weder sachdienlich noch unter demokratischen Gesichtspunkten akzeptabel, die Windkraftpläne so lange Zeit hinter dem Rücken der Bürger zu verfolgen und die Gautinger über die Sachzusammenhänge im Unklaren zu lassen. Diese Geheimniskrämerei wurde mehrfach angeprangert, von unserer Bürgerinitiative in mehreren Anfragen und einer Rechtsaufsichtsbeschwerde, aber auch z.B. in der Presse von StM a.D. Martin Zeil. Diese „Hinterzimmerpolitik“ hat dazu beigetragen, dass die kritischen Punkte nicht öffentlich diskutiert werden konnten. Letzten Endes wurde damit nichts gewonnen. Man hat das unvermeidliche Projektende so vielmehr hinausgezögert und viele Ressourcen verschwendet – Zeit und knappes Geld der Gemeinde, aber auch unserer Bürgerinitiative und der Bürger, die sich am Bürgerbegehren beteiligt haben.

Die entscheidende Lehre aber ist die, dass die Energieversorgung der Gemeinde Gauting und darüber hinaus auch des Landkreises nicht auf der Basis von Wunschdenken und moralisch aufgeladenen Argumenten („Klimaschutz“) sichergestellt werden kann. Eine Energiewende mit der Brechstange und gegen die physikalischen Realitäten kann nicht funktionieren. Denn weder die Versorgungssicherheit mit Strom noch die von Kommunalpolitikern vielbeschworene energetische Autarkie wären mit den Gautinger Windkraftanlagen möglich gewesen. Darüber hinaus hätte jedes einzelne dieser Windräder aufgrund der erforderlichen hohen Subventionen – denn ohne diese Subventionen baut niemand Windräder im Schwachwindgebiet – zu einer weiteren Erhöhung der Strompreise beigetragen.

Das Scheitern der Gautinger Windkraftpläne ist eine Chance, in aller Offenheit und im Einvernehmen mit den Bürgern, technisch umsetzbare, umweltverträgliche, sicher funktionierende und bezahlbare Lösungsansätze strikt auf dem Boden der Tatsachen zu verfolgen.

Wir als Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting stehen bereit, im Dialog mit allen Beteiligten unseren Beitrag für die Erarbeitung konstruktiver Lösungsansätze zu leisten.

Ihre Bürgerinitiative
Umwelt-Energie-Gauting

Offener Brief Bueg Lehren Für Gauting 2024 10 08 Final
Offener Brief der BUEG an die Gemeinde Gauting vom 08.10.2024 zum Download

Querverveise:

Grafik Starnberger Merkur vom 10.10.2024
(Zeitungsartikel zum Offenen Brief)

Grafik Starnberger Merkur vom 04.10.2024

Grafik Bürgerinitiative begrüßt Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Starnberger Merkur vom 24.09.2024 – Haux hofft weiter auf Windkraft

Grafik Starnberger Merkur vom 21./22.09.2024 – Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Neue Attacke der Windkraftgegner auf Gemeinde Gauting (Starnberger Merkur vom 08/09.06.2024)

Grafik Gautinger Windkraftanlagen: Gemeinde verschweigt wesentliche Risiken der Flugsicherheit

Luftverkehr behandelt wie heilige Kuh


Leserbrief von Ernst Deiringer, Verein Energiewende / Landkreis Starnberg, im Starnberger Merkur vom 08.10.2024
zu den Berichten im Merkur vom 21.09.2024 „Aus für die Gautinger Windkraft“ und vom 04.10.2024 „Was wird jetzt aus der Windkraft“

Sta Merkur 2024 10 08 Leserbrief Ernst Deiringer
Leserbrief von Ernst Deiringer im Starnberger Merkur, © Münchner Merkur

Kurzkommentar der Bürgerinitiative:

Für Tiefflüge braucht man im Luftverkehr stets auch eine Genehmigung, u.a. wegen der Flugsicherheit. Der Verfasser des Leserbriefs leistet sich stattdessen einen Tiefflug anderer Art. Diese sind – es gilt die Meinungsfreiheit – genehmigungsfrei.

Schön, dass der Autor dieses Dokuments der Meinungsfreiheit uns an seinen Gedanken teilhaben lässt und diesen Leserbrief formuliert hat. So gewinnen wir Einblicke in das scharf fokussierte – man könnte auch sagen, eindimensionale – Denken eines Windkraft-Apologeten, dem es letztlich nicht um wirksame Lösungen, sondern darum geht, etwas im Sinne seiner Überzeugung zu tun. Leider ist der Leserbrief zugleich ein Beleg für mangelnde Sachkunde, und, vielleicht noch schlimmer, für einen verlorengegangenen Kompass. Der Verfasser hat offenbar keinen blassen Schimmer von der Funktion des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen und hält es für eine gute Idee, die Flugsicherheit und damit auch Menschenleben für eine wetterwendische Stromversorgung aufs Spiel zu setzen.

Das beste ist wirklich die Überschrift:

Luftverkehr behandelt wie heilige Kuh„.n

Eigentlich müsste sie korrekterweise lauten:

Unsere heilige Kuh ist der «Klimaschutz»„,

denn alles andere kümmert uns nicht. Völlig egal, wie unwirksam die getroffenen Maßnahmen auch sind, Hauptsache, wir haben das gute Gefühl, etwas getan zu haben.


Querverweise:

Grafik Starnberger Merkur vom 10.10.2024
(Zeitungsartikel zum Offenen Brief)

Grafik Die Lehren aus dem gescheiterten Gautinger Windkraftprojekt
(Link auf den Offenen Brief an die Gemeinde)

Grafik Starnberger Merkur vom 04.10.2024

Grafik Bürgerinitiative begrüßt Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Starnberger Merkur vom 24.09.2024 – Haux hofft weiter auf Windkraft

Grafik Starnberger Merkur vom 21./22.09.2024 – Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Neue Attacke der Windkraftgegner auf Gemeinde Gauting
(Starnberger Merkur vom 08/09.06.2024)

Grafik Gautinger Windkraftanlagen: Gemeinde verschweigt wesentliche Risiken der Flugsicherheit

Bürgerinitiative begrüßt Aus für Gautinger Windkraftpläne

Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting (BUEG)

Ein guter Tag für Gauting und das Würmtal

Die Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting (BUEG) begrüßt die Entscheidung der Bürgerwind Gauting und der Gemeinde, die Pläne für die Gautinger Windkraftanlagen nicht weiter zu verfolgen. „Heute ist ein guter Tag für Gauting und das ganze Würmtal. Wir freuen uns, dass sich bei der Gemeinde und auch beim Vorhabensträger selbst die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass sich die Gautinger Konzentrationsflächen aus Gründen der Flugsicherheit nicht für den Bau und den Betrieb von Windkraftanlagen eignen. Auch die Aussicht auf ein Bürgervotum gegen diese Windkraftanlagen scheint zur Entscheidung beigetragen zu haben. Neben der Flugsicherung sprechen aber auch andere gewichtige Argumente des Arten-, Trinkwasser-, Wald- und Landschaftsschutzes sowie die Gautinger Schwachwindlage mit den absehbar geringen Stromerträgen gegen diese Anlagen – alles Gründe, die wir als BUEG schon lange vertreten. Es ist auch in der Rückschau nicht nachvollziehbar und unverständlich, warum die Gemeinde Gauting diese Bedenken nie ernst genommen und stattdessen einseitig auf die Versprechungen des Investors gesetzt hat“, so die BUEG.

Ergänzend weist die BUEG darauf hin, dass das Vorhaben in der Sache gescheitert ist und es weiß Gott nicht an der politischen Unterstützung mangelte. Ganz im Gegenteil. Die dem Projekt entgegenstehenden Sachgründe wurden regelmäßig wider jede Vernunft mit politischen Argumenten zur Seite gewischt.

Natürlich ist das kein „Schlag für die Energiewende“, wie Landrat Stefan Frey die Rückzugsentscheidung der Bürgerwind Gauting und der Gemeinde Gauting kommentiert, sondern vielmehr ein Sieg der Vernunft über die blindgläubige Umsetzung eines dysfunktionalen Plans. Denn weder die Versorgungssicherheit mit Strom noch die von Kommunalpolitikern vielbeschworene energetische Autarkie wären mit den Gautinger Windkraftanlagen möglich gewesen. Jedes einzelne dieser Windräder hätte zu einer weiteren Erhöhung der Strompreise beigetragen.

Freuen darf sich der Steuerzahler: Für jedes der Gautinger Windräder wären rechnerisch Subventionen von 350.000 bis 520.000 € pro Jahr angefallen, ohne dass die Bürger deswegen auf eine sichere Stromversorgung oder moderate Preise hätten bauen können. In Summe wären somit für die geplanten 10 WKA über eine Betriebszeit von 20 Jahren 70 bis 100 Millionen Euro an Steuersubventionen aufgelaufen.

Die BUEG hatte bereits im Februar 2024 die offenkundigen Probleme mit der Flugsicherheit thematisiert und sich an das Luftamt Südbayern gewandt. Anfang Juni hat die BUEG dazu eine Pressemitteilung mit dem Titel „Gautinger Windkraftanlagen: Gemeinde verschweigt wesentliche Risiken der Flugsicherheit“ herausgegeben und die Öffentlichkeit darüber informiert. In der Antwort darauf seitens der Gemeinde und des Projektbetreibers Sing wurde dies als Panikmache abgetan und abgewiegelt. Der Merkur berichtete darüber unter der Überschrift „Neue Attacke der Windkraftgegner auf Gemeinde Gauting“. – Die Entwicklung zeigt, dass die BUEG mit ihrer sachlichen Einschätzung richtig lag.

Das ist ein guter Tag für die kritische Vernunft und eine gute Entscheidung für eine vernünftig zu Ende gedachte Energiewende, die versorgungssicher, bezahlbar und umweltschonend sein muss.

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Pressemitteilung vom 22.09.2024 zum Download

Grafik Starnberger Merkur vom 21./22.09.2024 – Aus für Gautinger Windkraftpläne

Grafik Starnberger Merkur vom 24.09.2024 – Haux hofft weiter auf Windkraft

Podiumsdiskussion im Bosco vom 18. Juni 2024 – Eingangsstatement Hieronymus Fischer

Zunächst zur Bürgerwind GmbH und der Bürgerbeteiligung

Herr Tronsberg hat die Eckpunkte der Planung zu den Windrädern inGauting vorgestellt und dabei auch die sogenannte Bürgerbeteiligung zur Sprache gebracht. Die politische Beteiligung der Bürger im Sinne von demokratischer Teilhabe am Entscheidungsprozess ist in Gauting offensichtlich nicht erwünscht ist, wie meine Vorrednerin dargelegt hat.

Stattdessen will man Beteiligung nur noch im Sinne eines finanziellen Engagements.

Der Hauptanreiz für Investoren wird dabei durch die hohen und über 20 Jahre garantierten staatlichen Subventionen gesetzt. In den Gautinger Schwachwindgebieten liegt die Windkraft-Standortgüte bei 60 % und darunter. Dafür werden inkl. der Einspeisevergütung Subventionen von bis zu 11,4 ct pro Kilowattstunde gezahlt.

Abhängig vom Börsenstrompreis und dem konkreten Stromertrag am Standort kann sich diese staatliche Subventionierung für eine Windkraftanlage auf 300 bis 600 T€ pro Jahr aufsummieren. Für 10 Windräder sind das 3 bis 6 Millionen Euro im Jahr. Bei einer Betriebszeit von 20 Jahren kommen so 60 bis 120 Mio. € zusammen. Die in Aussicht gestellten Renditen bauen genau auf diesen Subventionen auf. Es sind daher nicht die erwirtschafteten Gewinne, sondern es ist das Geld der Steuerzahler und der Stromkunden, das an einige wenige Investoren ausgeschüttet wird. Keine echte Wertschöpfung, sondern Umverteilung.

Die Gemeinde Gauting hofft nun, über die Gewerbesteuer, über ihren Anteil an der Einkommenssteuer und über die vom Betreiber gezahlte kommunale Teilhabe finanziell von diesem Vorhaben zu profitieren.

Generell ist es richtig, dass die Kommune nach Abbau der Verlustvorträge Gewerbesteuern erhält, was in der Regel nach 10 bis 15 Jahren erwartet werden kann.

Andere Erträge erhofft sich die Gemeinde aus der Einkommenssteuer. Allerdings werden die zu erwartenden zusätzlichen Einnahmen hier eher bei 0 Euro liegen.

Die einzig sicheren Erträge der Gemeinde sind die 0,2 ct pro Kilowattstunde, die der Betreiber an die Gemeinde zahlt. Das sind je nach Stromertrag 20.000 bis 24.000 € pro Windrad und Jahr: Nur ein Bruchteil der gezahlten staatlichen Subventionen.

Es ist mehr als nur eine Randnotiz, dass sogar diese kommunale Teilhabe nicht etwa aus den Gewinnen des Betreibers gezahlt wird, sondern dass letztlich die Stromkunden dafür aufkommen müssen.

Das ist ein sehr schlechtes Geschäft für die Steuerzahler und die Stromkunden – und damit für alle Bürger. Aber ein gutes Geschäft für die Windkraftindustrie, die zudem auch beim Verkauf der Windräder an die Betreibergesellschaft dicke Gewinne einstreichen kann.

Die Namensgebung Bürgerwind ist daher ein Euphemismus, der verschleiert, dass es hier um knallharte wirtschaftliche Interessen des Projektierers und das Abgreifen staatlicher Subventionen geht.

Die Bürger profitieren also nicht, sondern müssen vielmehr die Subventionen und die völlig überhöhten Strompreise zahlen. Der Profit bleibt bei den wenigen Bürgern, die es sich leisten können, Anteile zu erwerben, und natürlich beim Projektierer.

Resümee: Das Konzept dieser Bürgerbeteiligung ist eine Nebelkerze.

Noch kurz zur Energiewende im Landkreis

Energetische Autarkie ist im Landkreis nicht möglich, weder 2035 noch später, jedenfalls nicht mit den geplanten Technologien und Maßnahmen und im Einklang sowie unter Fortentwicklung der Wirtschaftskraft.

Der Landkreis Starnberg hat einen Primärenergiebedarf von 5 TWh. Bilanziell braucht man dafür z.B. 100 Windräder und eine PV-Fläche von 20 km2. Und dennoch wäre man von Autarkie noch weit entfernt, weil die Stromerzeugung an 200 Tagen im Jahr den jeweiligen momentanen Bedarf system- und wetterbedingt nicht abdecken kann.

Wind und Sonne allein können die Stromversorgung eines Industrielandes zu vertretbaren Kosten nicht gewährleisten. Ohne sehr große und damit unbezahlbar teure Speicher oder Backup-Kraftwerke ist das nicht zu machen. Die einseitige Fokussierung auf Wind- und Solarstrom führt zur Destabilisierung des Stromnetzes und zu einer hohen Versorgungsunsicherheit und treibt den Strompreis dauerhaft nach oben, auch aufgrund der Subventionen in unwirtschaftlichen Schwachwindgebieten. Billiger Strom als Folge der Energiewende ist eine Mär.

Die deutsche Energiewende ist im internationalen Vergleich ein Sonderweg. Es gibt keine namhafte Industrienation, die ihre Energieversorgung ähnlich einseitig auf die volatile Stromproduktion mit Sonne und Wind umzubauen beabsichtigt und dafür sogar bereit ist, gleichermaßen ihre Wirtschaftskraft aufs Spiel zu setzen und eine intakte Natur und Umwelt zu opfern.

Deutschland ist ein energiepolitischer Geisterfahrer!

Auf dem Fahrersitz steuert die Energiewende-Lobby, die sich dicke Gewinne erwartet. Die Politiker sitzen daneben und wollen eher noch aufs Gas drücken. Fachleute, Wirtschaftsvertreter und die Bürger auf dem Rücksitz rufen Stopp – aber keiner hört auf die Stimme der Vernunft. (fih)


Grafik Podiumsdiskussion Pro und Contra Bürgerwind Gauting

Hochkarätige Veranstaltung im Bosco und Start des Bürgerbegehrens

(fih) Die Bürgerinitiativen Umwelt-Energie-Gauting und Gegenwind Würmtal hatten am Mittwoch, den 24. April, zu einem Vortragsabend im Gautinger Bosco zum Thema Energiewende eingeladen. Und alle sind gekommen – jedenfalls sehr viele.

Für den Hauptvortrag hatten die Bürgerinitiativen den bundesweit bekannten renommierten Experten Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, ehemaliger Umweltsenator von Hamburg, gewinnen können. Das Thema seines Vortrags war:

ENERGIEWENDE AUF DEM PRÜFSTAND – IST SIE SICHER, UMWELTFREUNDLICH UND BEZAHLBAR?

Es sollte indessen nicht nur um diese grundsätzliche Fragestellung im Hinblick auf die Energiewende als Ganzes gehen. Für viele Besucher genauso wichtig war offenbar auch die auf den Plakaten und Einladungsflyern zur Veranstaltung ausdrücklich angekündigte Bürgerinformation über die Planungen der Gemeinde Gauting. Bekanntlich sollen im Wald bei Buchendorf und zwischen Königswiesen und Hausen auf dem Gebiet der Gemeinde Gauting 10 Windkraftanlagen errichtet werden. Dazu kommen noch weitere 6 WKA im Forstenrieder Park östlich von Buchendorf und unter Umständen nochmals 4 bei Krailling.

Einladungsflyer 24. April Popup
Standorte Wea Karte V14a
Standorte der geplanten Windräder

Einlass im Bosco war ab 19 Uhr, der Beginn der Veranstaltung war für 19:30 angesetzt. Bereits kurz nach Öffnung war der Saal im Bosco gut gefüllt. Gegen 19:30 waren dann alle Plätze belegt. Wer keinen Sitzplatz mehr gefunden hatte, suchte sich, soweit es eben ging, einen Stehplatz im Flur. Teilweise mussten interessierte Bürger sogar im Foyer ausharren, ohne Blick auf die Bühne zwar, aber immerhin mit der Möglichkeit, den Vorträge akustisch zu folgen.

Lange nicht hat das Bosco einen solchen Ansturm erlebt

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Anette Bäuerle von der Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting. In Ihrer Begrüßung verlieh sie der Hoffnung auf einen offenen und sachlichen Dialog und Informationsaustausch Ausdruck. Neben dem Hauptredner, Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, begrüßte sie den gleichfalls anwesenden Staatsminister a.D. Martin Zeil sowie den langjährigen Präsidenten des Ifo-Instituts, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, persönlich.

Programm Bosco 2024 04 24 V2
Programm vom 24.04.2024 im Bosco, Gauting

Nach den einleitenden Worten stellte sie kurz die ersten beiden Referenten vor: Dr. Hieronymus Fischer und Dipl.-Ing. Bernhard Fliedner, beide aktiv in der Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting. Danach übergab sie das Wort an den ersten Redner, Dr. Fischer, der zum Thema Stromproduktion mit Wind – Prinzip, Nutzen und Grenzen – sowie das Problem mit der Versorgungssicherheit und dem Speicherbedarf referierte.

Hier der Vortrag zum Anschauen und zum Download Vortrag Fischer 2024 04 24 Bosco Gauting Erste Seite

sowie der Videolink auf YouTube (inkl. der Anmoderation von Anette Bäuerle):

Kurze Inhaltsangabe zum Vortrag: Vortrag Dr Fischer


Danach folgte von Bernhard Fliedner die eigentliche Bürgerinformation zum Stand der Planung:  20 Windräder bei Gauting-Königswiesen, Buchendorf, Ober-/Unterbrunn, Krailling, Neuried

Hier der Vortrag zum Anschauen und zum Download Vortrag Fliedner 2024 04 24 Bosco Gauting Erste Seite

sowie der Videolink auf YouTube:

Eine Inhaltsangabe zum Vortrag wird nachgereicht.

Hier noch der direkte Link auf das Bürgerbegehren: Bürgerbegehren Gauting 2024 04 24


Nach den beiden einleitenden Vorträgen kündigte Anette Bäuerle nochmals den Hauptvortrag an und stelle Prof. Vahrenholt mit seiner Vita und seinem Erfahrungshintergrund vor. Gegen 20:30 Uhr startete dann Prof Vahrenholt mit seinem Vortrag, ENERGIEWENDE AUF DEM PRÜFSTAND – IST SIE SICHER, UMWELTFREUNDLICH UND BEZAHLBAR?, auf den die Zuhörer bereits mit großer Spannung warteten. Die interessante und kurzweilige Präsentation, die Prof. Vahrenholt mit großer Verve vertrug, dauerte bis etwa 21:30 Uhr.

Hier der Vortrag zum Anschauen und zum DownloadVortrag Vahrenholt 2024 04 24 Bosco Gauting

sowie der Videolink auf YouTube:

Eine Inhaltsangabe zum Vortrag wird nachgereicht.


Nach einer kurzen Pause begann gegen 22:00 Uhr die Diskussion. Trotz der vorgerückten Stunde, waren noch viele Besucher geblieben.

Eine kurze Zusammenfassung zur Diskussion wird nachgereicht.


Resümee

Eine vollauf gelungene Veranstaltung mit hochkarätigen Gästen und vielen interessierten Besuchern aus Gauting und der näheren Umgebung. Zu den Gästen zählten auch Bürgerinitiativen aus Ebersberg, von Dießen am Ammersee und sogar vom Bodensee.

Das Feedback der Besucher war überaus positiv. Nur drei Beispiele dazu, die uns per Mail erreicht haben:

  • Ich möchte Ihnen ganz herzlich zu der (…) Veranstaltung gratulieren. Mit großem Interesse habe ich sowohl die Vorträge als auch die anschließende Diskussion im Saal verfolgt. Als Mitbürger (…) finde ich Ihr Engagement und Ihr Demokratieverständnis sowie die bisher erzielten Wissensfortschritte großartig und zutiefst beeindruckend.
    (Prof. S aus Gilching)
  • Herzlichen Dank für Ihr Engagement und die wertvollen Vorträge. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir diese als PDF zukommen lassen könnten (…).
    (Dr. O. aus Gauting)
  • Wir möchten uns (…) bei Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen der Bürgerinitiative für die organisatorisch und inhaltlich wirklich exzellente Informationsveranstaltung im Bosco bedanken. Wir unterstützen Ihre Aktivitäten zur Verhinderung der Erbauung der Windräder voll und ganz. Bitte machen Sie weiter so. (…) Wir hoffen, dass Ihre Aktivitäten von Erfolg gekrönt sein werden.
    (Dr. M. aus Gauting)

Pressebericht:

Bericht über die Veranstaltung im Starnberger Merkur

Ein grandioser Auftakt des Bürgerbegehrens

Ein grandioser Auftakt des Bürgerbegehrens gegen die geplanten Windkraftanlagen in Gauting am 24. April 2024 im Bosco!

(ab) Der Saal des Kulturhauses Bosco in Gauting war schon vor Veranstaltungsbeginn völlig überlaufen. Alle Sitzplätze waren besetzt, die Menschen standen in den Gängen, und ca. 40 saßen draußen in der Cafeteria und lauschten später geduldig den drei Vorträgen, die nach draußen übertragen wurden, aber natürlich ohne Bilder. Manche kamen nur kurz hochgestürmt, um das Bürgerbegehren zu unterschreiben, ohne Zeit für die Vorträge zu haben. Viele später Kommende (z.B. nach langer Parkplatzsuche) standen aber leider vor verschlossenen Türen, weil wegen Überfüllung keine Besucher mehr hineindurften.

Dieser Andrang übertraf die kühnsten Erwartungen der Veranstalter, die Bürgerinitiativen Umwelt-Energie-Gauting und Gegenwind Würmtal. Sie hatten alle Haushalte mit Flyern versorgt, in ganz Gauting und Krailling Plakate aufgehängt, und auch in Anzeigen dafür geworben, mit offensichtlich großem Erfolg.

War es der überaus populäre Referent, Professor Dr. Vahrenholt, oder waren es die Sorgen um die heimischen Wälder und Landschaften, die die Menschen in Scharen ins Bosco zogen? Es war wohl beides. Die Moderatorin des Abends, Anette Bäuerle, konnte zahlreiche Vertreter anderer Bürgerinitiativen begrüßen, die aus den Nachbargemeinden wie Gilching, aber auch aus Dießen oder dem Ebersberger Forst gekommen waren. Drei Organisationen waren sogar extra vom Bodensee angereist, um Professor Vahrenholt zu hören, aber auch sachliche Argumente generell gegen Windkraftanlagen in den süddeutschen Schwachwindgebieten aufzunehmen.

Als prominente Gäste konnte die Moderatorin den Staatsminister a.D. Martin Zeil und den langjährigen Kritiker einer planlosen Energiewende Professor Hans-Werner Sinn begrüßen – beides Gautinger Mitbürger, bei deren Namensnennung das Publikum begeistert klatschte. 

Von den Gemeinderatsmitgliedern waren leider nur sehr wenige der speziell auch an sie gerichteten Einladung gefolgt. Nachdem im Gemeinderat bislang nur die Befürworter einer radikalen Energiewende und die Profiteure des Windkraftausbaus angehört worden waren, sollte ihnen hier die Gelegenheit gegeben werden, sich auch mal sachlich kompetente Gegenargumente anzuhören.

Die ersten beiden Vorträge des Abends hielten zwei Mitglieder der Bürgerinitiative. Dr. Hieronymus Fischer informierte über die Technik von Windkraftanlagen und ihren geringen Energieertrag und damit ihre Ineffizienz in den süddeutschen Schwachwindgebieten. Nur hohe staatliche Subventionen, die wir alle bezahlen, machen den Betrieb für Investoren überhaupt erst interessant.

Diplom Ingenieur Bernhard Fliedner informierte anschließend über den Stand der Planungen von bislang 20 Windrädern in und um Gauting. Speziell ging er dabei auf die von der Gemeinde Gauting unterstützten 10 Anlagen auf Gemeindegebiet ein, die in Flächen liegen, die der Regionale Planungsverband bislang aus naturschutzrechtlichen und anderen Gründen explizit von seinen laufenden Planungen ausgeschlossen hat. Die Gemeinde Gauting möchte diese Planungen offenbar durch eiliges Durchziehen ihres Projektes unterlaufen.

Er warf der Gemeinde auch vor, ihre Bürger in diese für das Lebensgefühl und die Zukunft der Natur und Heimat absolut wichtigen Planungen bewusst nicht einzubeziehen. Sie hat wesentliche Beschlüsse in nicht-öffentlichen Sitzungen gefasst, begründet mit dem Recht des Profiteurs, des Planungsbüros Sing, auf Geheimhaltung der ihn betreffenden Verträge. Gleichzeitig verhöhnt sie damit das Recht aller Bürger auf Offenlegung der für sie noch viel wichtigeren Verträge, denn sie müssen später damit leben, nicht der Herr Sing. Während jeder noch so kleine Bauantrag in öffentlicher Sitzung beraten wird, ohne Rücksicht auf die Belange des Antragstellers, werden hier riesige Bauvorhaben, die alle Bürger betreffen, an der Öffentlichkeit vorbei auf den Weg gebracht.

Die Bürgerinitiative hat gegen diese nicht-öffentliche Beschlussfassung bereits vor 4 Monaten eine Rechtsaufsichtsbeschwerde beim Landratsamt eingelegt, bislang ohne Bescheid. Sie hat die Gemeinde aufgefordert, über diese für die Zukunft der Gemeinde elementaren Landschaftsbeeinträchtigungen alle Bürger in einem Ratsbegehren zu befragen, was die Gemeinde umgehend abgelehnt hat.

Daraufhin startete die Bürgerinitiative an diesem Abend ein Bürgerbegehren, um die Bürger an der Entscheidungsfindung zu beteiligen. Bis 15. Mai müssen ca. 2000 Bürger das Bürgerbegehren unterschrieben haben, jede einzelne Stimme ist wichtig.

Der Höhepunkt des Abends war dann der Vortrag des ehemaligen SPD Umweltsenators von Hamburg, des Chemikers Professor Dr. Fritz Vahrenholt, der nach seiner politischen Karriere seine Berufslaufbahn ebenfalls sehr erfolgreich in der Privatwirtschaft fortgesetzt hat, und zwar fast ausschließlich in Unternehmen der Solar- und Windenergiebranche. So hat er die erste Fabrik für Solaranlagen in Deutschland bauen lassen, und auch die erste deutsche offshore Windkraftanlage trägt seinen Namen, Fritz.

Professor Dr. Vahrenholt wusste also genau, wovon er sprach, als er in seinem Vortrag die deutsche Energiewende kritisch auf den Prüfstand stellte und fragte, ob sie sicher, umweltfreundlich und bezahlbar sei. Wie zu befürchten, musste er alle drei Aspekte einer sinnvollen Energiepolitik verneinen. Vehement sprach er sich gegen den Ausbau der Windenergie im windschwachen Süden Deutschlands aus, der völlig unwirtschaftlich sei und sich nur durch hohe Subventionen lohne. Geradezu vehement lehnte er jeden Bau dieser riesigen Industrieanlagen in Wäldern oder anderen geschützten Bereichen der Natur ab.

Alle drei Vorträge sind auf der Homepage der Bürgerinitiative nachzulesen (s. Hochkarätige Veranstaltung)

Nachdem sie 2 1/2Stundenkonzentriert zugehört hatten, wurden die von dem Gehörten noch ganz euphorisierten Zuhörer in eine verdiente Pause entlassen, die sie sehr zahlreich für Gespräche und das Unterschreiben des Bürgerbegehrens nutzten. Die meisten von ihnen sind anschließend zufrieden heimgegangen, nachdem sie alles gehört hatten, was für sie wichtig war.

Die sich nach der Pause anschließende Diskussion nutzten vor allem die Befürworter des Ausbaus der Windkraftanlegen, die mit prominenten Beteiligten vertreten waren Darunter war auch der Verantwortliche des Baus der Windkraftanlagen in Berg, der Projektierer Sing, der jetzt auch den Bau der Gautinger Windkraftanlagen federführend vorantreibt.

Dabei wird er vom Gautinger Gemeinderat unterstützt, für den stellvertretend Andreas Albath das Wort ergriff, nachdem die ebenfalls eingeladene Bürgermeisterin nicht erschienen war. Albath warb um die finanzielle Beteiligung der Bürger an diesem Projekt, das so oder so nicht zu verhindern sei. Dem widersprachen die Vertreter der Bürgerinitiative. Mit ihrem Bürgerbegehren und anschließenden Bürgerentscheid wollen sie genau dies verhindern, und zwar egal durch welchen Investor. Falsch bleibt falsch, egal wer es macht.

In der insgesamt 45-minütigen Diskussion kamen die Befürworter dieses Projektes sehr ausführlich zu Wort, ganz anders als umgekehrt die Gegner bei der Vorstellung dieses Projektes durch die Gemeinde und den Projektierer Sing im November letzten Jahres, in dem nur kurze Fragen gestellt werden durften. An diesem Abend konnten die Befürworter das anwesende Publikum allerdings mit ihren Argumenten nicht überzeugen.

Die Argumente der Vortragenden gegen die Windkraftanlagen im windschwachen Bayern und Gauting klangen noch nach, und nach dem Gehörten war fast allen Zuhörern klar, dass es ein wirtschaftlicher und ökologischer Irrsinn ist, in die Wälder Süddeutschlands diese Industrieanlagen zu bauen.

Die Moderatorin hatte ihr Engagement an diesem Abend dem Andenken an Enoch zu Guttenberg gewidmet, einem echten Umwelt- und Naturschützer, der 1975 den BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland) mitgegründet hatte, diesen dann 2012 unter Protest verließ, weil dieser den landschaftszerstörerischen Ausbau der Windkraftanlagen unterstützt, und dem Guttenberg deshalb Käuflichkeit vorwarf. 2015 war er dann Mitgründer des VLAB (Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität), in dem auch die Bürgerinitiative Mitglieder hat.

Seine Aussage unterstreicht, wofür das Bürgerbegehren durchgeführt wird:

„Verblendet und zynisch scheinen mittlerweile ausgerechnet jene, die uns vor der Klimakatastrophe…. retten wollen, und die uns stattdessen unsere letzten menschlichen, natürlichen, nicht urbanisierten Lebensräume in monströse Industriegebiete verwandeln.“

Bitte unterstützen Sie uns und unterschreiben Sie zahlreich das Bürgerbegehren. Näheres finden Sie auf unserer Homepage umwelt-energie-gauting.de. Herzlichen Dank!

Energiewende auf dem Prüfstand – ist sie sicher, umweltfreundlich und bezahlbar?

Vortrag von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt

Wann: 24. April 2024, 19:30 Uhr,
Einlass ab 19:00 Uhr
Wo: bosco Bürger- und Kulturhaus
Oberer Kirchenweg 1, 82131 Gauting

Der erfahrene Energie- und Klimaexperte, Bestsellerautor Prof. Fritz Vahrenholt, analysiert ideologiefrei die aktuelle Energiepolitik und stellt erneut klar, dass ein deutscher Alleingang unsinnig, weltfremd und selbstzerstörerisch ist. In seinem Buch „Die große Energiekrise- und wie wir sie bewältigen können“, zeigt er mit einem Katalog von 20 Forderungen auf, was nach seiner Ansicht zu tun ist, um die Deindustrialisierung und den massiven Wohlstandsverlust Deutschlands aufzuhalten.

Noch nie in der Geschichte des Industriezeitalters war Energie in Europa so knapp und teuer wie heute. Der russische Einmarsch in die Ukraine wirkte dabei nur als Katalysator, denn schon davor ließen Preisexplosionen an den Gas- und Strommärkten das Scheitern der Energiewende und des europäischen »Green Deals« erkennen.

Eine falsche Energiepolitik gefährdet die tägliche, sichere Energieversorgung, führt zu Wohlstandseinbußen privater Haushalte und vernichtet industrielle Arbeitsplätze, die im internationalen Wettbewerb stehen. Die Antwort auf die drängenden Energiefragen unserer Zeit muss eine Technologie-Offensive in Deutschland sein, die alle Alternativen einbezieht, von der Schiefergas-Förderung über die CO2-freie Nutzung heimischer Braunkohle bis hin zur Entwicklung einer neuen Generation sichererer Kernkraftwerke.

Veranstalter:

Bürgerinitiativen
Umwelt-Energie Gauting und
Gegenwind Würmtal