Schlagwort-Archive: CO2

Märchenstunde im Bosco Gauting

Allgemeines zur Veranstaltung

(fih) Für den 3. Juli hatte das Grünzug Netzwerk Würmtal e.V. zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über Windkraft im Würmtal eingeladen. Ganz konkret sollte die Frage der Umsetzung das Thema sein: Wie kriegen wir das hin?

Im Einladungstext war Folgendes zu lesen:

Die Gemeinden befinden sich in unterschiedlichen Planungsstadien. Neuried hat schon das Genehmigungsverfahren eingeleitet, Gauting hat Konzentrationsflächen, Krailling und Planegg müssen noch Grundsätzliches klären, Gräfelfing hat begrenzte Möglichkeiten. Aber warum überhaupt? Wird nicht zu viel Wald vernichtet? Was ist mit Vogelschlag und Insektensterben? Was für Potenziale hat die Windkraft in unserer windschwachen Region? Welche Erfahrungen hat man in Berg und in Fuchstal gemacht? Werden sich Bürger finanziell beteiligen? Wie geht das? Was ist, wenn kein Wind weht? Solche und weitere Fragen werden von ausgewiesenen Experten angesprochen.

Grünzug Netzwerk 2024 07 03

Als Experten waren angekündigt:

  • DR. BRIGITTE KÖSSINGER  (Bürgermeisterin Gauting) – Aktueller Verfahrensstand
  • ROBERT SING (Ingenieurbüro Sing) – Windkraft in Gauting, finanzielle Bürgerbeteiligung
  • RUPERT STEIGENBERGER (Bürgermeister Berg) – Erfahrungen in Berg, finanzielle Bürgerbeteiligung
  • PROF. MICHAEL STERNER (OTH Regensburg) – Windkraft: Notwendigkeit, Potenziale, Speicher
  • SIMON TANGERDING (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) – Waldfunktionen erhalten, Windkraft im Wald als Teil der Lösung

Einleitung

Man konnte gespannt sein, was denn alles an neuen Informationen geboten werde, wie es sich denn mit den Windrädern im Wald verhalte, was man denn tut, wenn kein Wind weht, und eben, wie man das alles hinkriegt.

Die Veranstaltung begann pünktlich um 19 Uhr. Der Saal war zu etwa 70 % gefüllt.

Grünzug Netzwerk 2024 07 03 3

Zu Beginn setzte sich einer der Referenten an das extra zu diesem Zwecke auf das Podium gestellte Klavier und spielte einige Takte zur musikalischen Einstimmung. Das war zu diesem Zeitpunkt noch unverfänglich, später zeigte sich jedoch, dass dies Teil eines übergreifenden Plans war. Offenbar sollte mit dieser Einlage, und auch mit dem später in der Pause präsentierten Musikstücken, das Auditorium emotional auf die danach verkündeten Botschaften eingestimmt werden. Beim Pianisten handelte es sich um den als Hauptredner angekündigten Prof. Sterner.

Zunächst wurden die Referenten kurz vorgestellt. Gleich im Anschluss gab dann Dr. Herbert Stepp vom Grünzug Netzwerk eine Einführung in den Abend.

Vorwort des Vorsitzenden des Grünzug Netzwerks

Dr. Stepp präsentierte das Grünzug Netzwerk als Umweltschutzverein und zeigt einige Folien zum Vergleich des Einflusses zwischen dem Kiesabbau im Wald und dem Aufstellen von Windrädern im Wald. Das war schon befremdlich genug, weil Windräder nun einmal nichts mit Kiesabbau zu tun haben. Äpfel und Birnen sind einander ähnlicher. Seine Grundthese war, man müsse die Windräder (im Wald) bauen, weil Windräder ja CO2-freien Strom liefern und das diene dem Klimaschutz: ohne Klimaschutz ist aller Naturschutz wertlos. Das ist schon eine bemerkenswert unterkomplexe Aussage, wird darin doch unterstellt, Windräder im Würmtal könnten überhaupt einen messbaren Beitrag zum Schutz des globalen Klimas und speziell unserer Wälder leisten (s. dazu Windkraft und CO2).

Neben dem Bevölkerungswachstum sind die globale Erwärmung und das Artensterben die großen Probleme unserer Zeit. Alle drei bedrohen Ökosysteme und Artenvielfalt. Die globale Erwärmung beeinflusst Meere, Moore und Wälder. Aber der Schutz dieser Ökosysteme ist auch Teil der Lösung. Gesunde und vielfältige Ökosysteme spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels. Sie dienen als Kohlenstoffsenken, indem sie CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und langfristig speichern. Wälder, Moore und Meere sind Beispiele dafür. Natürlicher Klimaschutz setzt auf die natürlichen Funktionen von Ökosystemen, um Umweltauswirkungen zu mildern. Dazu gehört neben der Speicherung von Kohlenstoff auch die Pufferung von Extremwetterereignissen. Naturschutz ist Klimaschutz!

Letztlich kommt dies auch den Menschen zugute: Klima- und Naturschutz dienen nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Schutz unserer Lebensgrundlagen. Intakte Naturräume sind unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel.

Im Weiteren konnte es sich Dr. Stepp nicht verkneifen, auf unsere sehr erfolgreiche Bosco-Veranstaltung vom April mit dem Hauptredner Prof. Vahrenholt zurückzuverweisen und zu versuchen, die dort getroffenen Aussagen in Zweifel zu ziehen. Konkret nahm er den Aspekt Mikroplastikabrieb ins Visier. Ohne auf die chemischen Eigenschaften des Abriebs von den Rotorflügeln und die Tatsache, dass dieser im Wald emittiert wird auch nur mit einer Silbe einzugehen, verglich er die Mengenexposition mit dem Abrieb von Schuhsohlen und Autoreifen. Das rhetorische Konzept dahinter nennt man Whataboutism: Weil man kein Argument in der Sache hat, lenkt man die Aufmerksamkeit einfach auf einen anderen Gegenstand. So wie in diesem Beispiel: Fritz kommt mit einer 4 in Mathe nach Hause. Nach Fritz‘ Meinung kein Problem: Max hat sogar eine 6.

Die gute Resonanz auf den Vortrag von Prof. Vahrenholt war ihm offenbar grundsätzlich ein Dorn im Auge. Er nannte einen Faktencheck zum Vortrag von Vahrenholt und empfahl, dort die Aussagen zu überprüfen. Wenn man das tut – und Dr. Stepp hat das doch wohl im Vorfeld getan – dann findet man nichts von Substanz, was die von Vahrenholt getroffenen Aussagen widerlegen könnte. Bei Lichte betrachtet handelt es sich mitnichten um einen Faktencheck, sondern um einen Meinungscheck.

Vortrag der Gautinger Bürgermeisterin

Nach der Einleitung fasste die Bürgermeisterin, Dr. Brigitte Kössinger, den aktuellen Stand zu den Windkraftplanungen in Gauting zusammen. Auf einen kurzen Nenner gebracht bekannte sie dabei freimütig, dass das weitere Geschehen nicht in den Händen der Gemeinde liegt, weil die Planungen dazu bereits vor einem Jahr auf dem Wege einer Optionsvereinbarung an den Projektierer Sing übertragen worden sind.

Die Gemeinde Gauting hat also, ohne die Bürger dazu zu befragen oder im Vorfeld davon in Kenntnis zu setzen, die durchaus sehr weitreichende Entscheidung zum Bau von bis zu 10 Windkraftanlagen in Gauting an einen Unternehmer delegiert. Dieses Bekenntnis ist eigentlich ein politischer Skandal. Und es zeigt, wie wichtig die Arbeit der Bürgerinitiative und das Bürgerbegehren in dieser Sache sind. Auch wenn die Bürgermeisterin dazu lapidar meint: „Selbst wenn die Gemeinde in dieser Angelegenheit nichts mehr unternimmt, kann die Errichtung von Windkraftanlagen nicht verhindert werden“.

Die Ausführungen des Windkraft-Projektierers

Robert Sing war der nächste Redner. Er zeigte einmal mehr die bekannten Folien zu den geplanten Standorten der Gautinger Windräder und erläuterte das Bürgerbeteiligungsmodell. Dazu die üblichen Beruhigungspillen zum Stromertrag und dem dank der Subventionen gewährleisteten Wirtschaftlichkeit, der minimalen Beeinträchtigung des Waldes und den auch sonst nicht vorhandenen Risiken für nichts und niemand.

Wie Sing u. a. ausführte, wurde die Vorbescheidsanfrage für sechs der sieben angefragten Windkraftanagen bei Königswiesen und Buchendorf wegen Bedenken betreffend der Flugsicherheit vorläufig negativ beschieden. Das sei aber nichts Ungewöhnliches und komme in der frühen Planungsphase häufig vor. Er sei daher sehr optimistisch, dass es sich dabei nicht um das letzte Wort handele.

Erfahrungsbericht aus Berg

Nach Sing kam der Berger Bürgermeister Rupert Steigenberger ans Rednerpult und berichtete über die Erfahrungen in Berg mit seinen 4 Windrädern. Er sei vom Saulus zum Paulus geworden. Man könnte auch sagen, vom 3. Bürgermeister zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Berger Bürgerwind GmbH. Kommunale Windkraft schafft Posten und Pöstchen, das ist sicherlich auch ein nicht zu unterschätzender Anreiz.

Steigenberger zeigte Folien zum Stromertrag seit 2015 und zu den jährlichen prozentualen Ausschüttungen. Obwohl die Zahlen mit Jahresrenditen zwischen 4 und 30 % auf den ersten Blick gut aussehen, war die durchschnittliche Rendite in Berg „nur“ 6,8%. Für eine 20 Jahre laufend Kapitalanlage ist das nicht überwältigend. Dabei hat der Windpark enorm von den Kriegsgewinnen im Jahr 2022 profitiert. Die Ausschüttung sprang in diesem Jahr von durchschnittlichen Werten um 6 % auf 30 %. Ohne die hohen Kriegsgewinne in 2022 würde die Durchschnittsrendite bei 5,6% liegen.

Wer in der gleichen Zeit sein Geld in Aktien oder ETF investiert hat, konnte ein Mehrfaches davon erzielen und war jederzeit frei darin, sein Engagement zu beenden oder teilweise zu versilbern.

Unter anderen lernte man im Vortrag von Steigenberger auch, dass die Investitionskosten für die WKA noch einmal deutlich höher waren als die üblicherweise kolportierten Werte von 1 – 1,5 Mio. € pro Megawatt Nennleistung. Für die 4 Berger Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 12 Megawatt mussten insgesamt 21,6 Mio. € aufgewendet werden. Das sind somit 1,8 Mio. € pro Megawatt.

In Summe kann man festhalten, dass der Berger Windpark für den Betreiber und die Investoren ein Erfolgsmodell ist, auch wenn die Renditen eher mager ausfallen. Nichtsdestotrotz handelt es sich im Hinblick auf das Ziel der Energiewende um eine Mogelpackung.

Zwar produzieren die 4 Windräder übers Jahr in etwa so viel Strom, wie die Gemeinde insgesamt benötigt. Dennoch muss Berg die Hälfte des in der Gemeinde benötigten Stroms von extern beziehen, weil die Windräder den Strom eben nach Wetterlage erzeugen und nicht dann, wenn er tatsächlich gebraucht wird.

Das ist das bekannte Grundproblem der Windstromproduktion. Mal wird viel mehr Strom produziert als benötigt, oft ist es aber genau umgekehrt: Der Bedarf ist hoch, aber es weht zu wenig Wind. Tatsächlich ist die Versorgungssicherheit mit Windstrom (inkl. Anteilen von Berger Solarstrom) an über 200 bis 240 Tagen des Jahres nicht gewährleistet. Ohne externe Zulieferung würden viele Haushalte von Strommangel betroffen sein. Das geht hin bis zu Totalausfall.

Und wenn man die Energiewende ernst nimmt und tatsächlich Versorgungssicherheit anstrebt, dann benötigt man zusätzlich zu den Berger Windrädern große Batteriespeicher, Power-to-Gas-Kraftwerke und Gasspeicher oder Backupkraftwerke. Im Falle von Batteriespeichern würde sich der Preis für den Berger Windstrom im Minimum um 50 ct/kWh erhöhen. Im Ergebnis wäre die Betreibergesellschaft unter den Bedingungen einer Windstromproduktion mit Batteriespeichern und ohne die heute noch auf Seiten der Energieversorger im Hintergrund arbeitenden Grundlastkraftwerke längst insolvent. Der Berger Windstrom wäre unverkäuflich.

Rupert Steigenberger hat das gewiss nur vergessen zu erwähnen. Oder er wollte keinen Schatten auf sein Berger Erfolgsmodell fallen lassen.

Wie wir das Klima retten

Der Hauptredner, Prof. Michael Sterner, betrat gegen 20:00 Uhr die Bühne. Man erwartete – trotz der musikalischen Einlage zu Beginn – dass nun wissenschaftlicher Sachverstand präsentiert werde. Um es vorwegzunehmen: Diese Erwartung wurde enttäuscht. Prof. Sterner entpuppte sich als Wanderprediger in Sachen „Klimaschutz“, der nicht gewillt oder nicht in der Lage war, irgendetwas Substanzielles zu den technischen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen und Lösungen zu sagen.

Für einen „Wissenschaftler“ bemerkenswert, dass er sich in seinem Vortrag als jemand präsentiert, der in der Tradition eines Franz von Assisi steht. Er fühlt sich verpflichtet, für seine Musik, die Kunst, die Wissenschaft und seine Thesen einzutreten und begreift sich und die ihm Gleichgesinnten gewissermaßen als Instrumente Gottes: „Wir sind seine Hände, seine Ohren und Augen und wir sollten das tun, was in unserer Macht steht, damit die Welt für alle menschlich und erlebbar wird, die Natur und die ganze Schöpfung“.

Damit hat er einen weiten Bogen geschlagen und der Veranstaltung einen fast schon religiösen Charakter zugewiesen. Das Folgende war in der Tat kein wissenschaftlicher oder technischer Vortrag, sondern eher eine Predigt. Darin hat der Professor-Pfarrer „offenbart“, dass die Politik und die geistliche Macht miteinander verknüpft seien. Beide zusammen sind beauftragt, für die “Rettung der Welt“ vor der „menschengemachten Klimakatastrophe“ zu sorgen. Das ist die himmlische Mission! Und dafür braucht es einen strategischen Plan zur Errichtung von Windkraftanlagen.

Man ist konsterniert, wie der „Regensburger Pfarrer und selbsterklärte Gesandte des Himmels“ angesichts dieser Positionierung bei den Scientists for Future engagiert sein kann. Es wirft jedenfalls kein gutes Licht auf Letztere, wenn solche Leute in ihrem Namen sprechen.

Der Professor-Pfarrer hat ein Buch geschrieben mit dem bezeichnenden Titel „So retten wir das Klima“. Er sorgt sich auch darum, dass dieses Buch in die Schulen kommt und meint, dass jeder Schüler wissen sollte, wie wir das Klima retten können. Für diese Forderung gab es viel Beifall von dem zu diesem Zeitpunkt bereits emotional mitgenommenem Publikum.

Und wie kriegen wir das im Würmtal hin?

Mit der Rettung Bayerns und der Welt durch Windkraft und weiteren hochemotionalen Botschaften, die Prof. Sterner indessen als Fakten versteht, geht es weiter über eine halbe Stunde. Die Zeit war schon weit fortgeschritten und immer noch wartete man auf Substanzielles und die Beantwortung der Frage „Wie kriegen wir das hin?“. Konkreter: Wie schaffen wir es, Windkraft im Würmtal zu etablieren, obwohl hier wenig Wind weht? Und wie können wir das Problem der schwankenden und mitunter ganz ausbleibenden Windstromproduktion lösen?

Mit Speichern natürlich, dafür ist Professor Sterner schließlich Experte, deswegen wurde er eingeladen. Sagt er dazu auch noch etwas? Tatsächlich, dazu äußert er sich ebenfalls. Ganz zum Schluss seines Vortrags spendiert er dafür einige dürre Worte: Kein Problem! Alles schon technisch gelöst. – Kein Wort zur Komplexität und zum Wirkungsgrad des technischen Prozesses. Kein Wort zu den Investitionskosten. Kein Wort zu den Auswirkungen auf den Strompreis. – Na ja, Luftschlösser tragen nie ein Preisschild.

Prinzipiell ist das alles technisch gelöst, da hat Prof. Sterner sicherlich Recht. Prinzipiell können wir auch zum Mond fliegen. Prinzipiell werden wir innerhalb der nächsten 20 Jahren auch den Weg zum Mars nehmen und dort landen. Aber heißt das auch, dass es dafür eine wirtschaftliche Lösung gibt? Natürlich nicht. Die Lücke zwischen „prinzipiell machbar“ und wirtschaftlich umsetzbar kann riesengroß sein. Und im Falle der Speichertechnologie ist genau das der Knackpunkt.

Theoretisch ist vieles machbar, es gibt aber leider diesen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Und wenn es um eine sichere Stromversorgung geht, nützt es nicht viel, wenn man zwar theoretisch billige Batterien und funktionierende Power-to-Gas-Lösungen haben könnte, sie aber tatsächlich nicht hat. Dabei ist das Problem der knappen Ressourcen noch nicht einmal berücksichtigt.

Nach diesem Vortrag kann man nur resümieren: Prof. Sterner ist ein Märchenerzähler, ein Traumtänzer, ein Utopist. Und wie er sich gibt, vielleicht einfach nur ein Verkünder der künftigen paradiesischen Zustände: Wir müssen die Welt retten und das ist jedes Opfer wert.

Der Weg ins Paradies ist für ihn gepflastert mit guten Vorsätzen. Das Wohl der Menschen im Diesseits ist für ihn keine relevante Kategorie. Versorgungssicherheit, bezahlbarer Strom und eine prosperierende Wirtschaft, das sind ihm bloß die weltlichen Wünsche der Ungläubigen, die sich dem großen Ziel der Errettung entgegenstellen.

Als Kontrastprogramm nun noch einige Fakten jenseits der Sternerschen Predigt.

Speicherfakten

Zunächst zu den Batteriespeichern. Das verschiedentlich genannte Kostenniveau von 1000 €/kWh Speicherkapazität ist der Betrag, den man für Haus-Batteriespeicher heute typischerweise aufwenden muss. Natürlich können die Kosten durch Skalierungseffekte langfristig sinken, vielleicht sogar auf 100 €/kWh. Aktuell sind sie aber noch deutlich höher, wie man der folgenden Aufstellung über deutsche Großspeicherprojekte entnehmen kann:

Ort / ProjektSpeichergröße
in MWh
Speicherkosten
Euro/kWh
Investiton
Mio. Euro
Feldheim 510005
Steag 12080096
Schwäbisch Hall1,46000,84
Jardelund 5060030
Kupferzell 250750188
Tabelle 1: Auswahl zu atuellen Batteriespeicherprojekten in Deutschland

Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen den Herstellungskosten der Zellen und den Industrieverkaufspreisen der konfektionierten Speicher (inkl. Gehäuse, Software, Steuerungselektronik, Sicherheitsroutinen, …) mit einer 20-jährigen Lebensdauer. Die o.g. genannten 100 €/kWh sind für zyklenfeste Speicher wohl eher theoretisch mögliche Zellenpreise. Selbst dieser sehr optimistische Speicher-Zielpreis würde den fairen Strompreis für die Berger Windräder auf über 50 ct/kWh erhöhen. Da helfen noch nicht einmal die staatlichen Subventionen.

Wird EE-Gas (also z.B. Methan aus Windstrom) als Stromspeicher eingesetzt, beträgt der Wirkungsgrad von Strom zu Strom zwischen 30 % und 40 %. Sofern EE-Gas in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen rückverstromt wird, sind Gesamtwirkungsgrade bis zu 62 % erreichbar. Auf der Stromebene bleibt es aber bei etwa 35 %.

Synthetisches Methan kostet heute etwa 20 bis 30 Cent pro Kilowattstunde. Die Kosten können laut Agora Energiewende bis 2050 auf ca. 10 Cent je Kilowattstunde sinken, sofern die global installierte Power-to-Gas-Kapazität auf 100 Gigawatt steigt. Aktuell (2022) werden in Deutschland insgesamt 54 Power-to-Gas-Projekte gezählt. Davon waren 23 Anlagen noch in Planung. Einige Projekte wurden bereits wieder eingestellt. Die Gesamterzeugungskapazität liegt bei 50 Megawatt, also 0,05 Gigawatt. – Der Weg nach Utopia scheint noch weit.

Obwohl der Prozess Power-to Gas mit Gasspeicherung und Rückverstromung grundsätzlich günstiger ist als die Speicherung in Batteriespeicher, erhöht sich auch dadurch der Strompreis erheblich. Zudem ist der Prozess technisch komplexer und störungsanfälliger.

Der Waldvortrag von Simon Tangerding

Simon Tangerding ist als Förster und Geschäftsführer der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ zweifellos vom Fach. Er redet sehr profund über den Zustand des Waldes in Deutschland, in Unterfranken und im Gebiet südlich von München. Dass es mit dem Wald nicht zum Besten bestellt ist, kann man nach seinem Vortrag kaum in Zweifel ziehen. Er sieht den Wald vor allem vom Klimawandel bedroht und bläst damit ins gleiche Horn, wie Prof. Sterner und Dr. Stepp vom Grünzug Netzwerk. Bis dahin mag man ihm noch folgen. Allerdings zieht er aus diesem Befund den zwar zum Tenor des Abends passenden aber keineswegs logisch zwingenden Schluss, nun müsse man in diesem bedrohten Wald Windkraftanlagen aufstellen, weil diese ja für eine CO2-arme Energieerzeugung stehen und somit das Klima schützen.

Nun wissen wir ja, welchen Beitrag Deutschland an der globalen CO2-Emission trägt: Es sind ca. 1,8%. Eine Windkraftanlage im Wald kann – je nachdem, womit man die Stromproduktion vergleicht – 8.000 t CO2 im Jahr „einsparen“. Das entspricht 0,00002 % oder 0,2 Millionstel der weltweiten jährlichen Emissionen. Zu glauben, mit einem solchen Windrad könne man die globale Erwärmung beeinflussen, ist etwa so, als würde man es für eine praktikable Idee halten, den Pegel des Starnberger Sees durch Ausschöpfen mit einem Wassereimer signifikant zu senken.

Damit soll nicht die Verantwortung auf andere abgewälzt werden, es soll lediglich gezeigt werden, dass die Aufstellung von Windrädern im Wald keine zielführende Maßnahme ist, wenn man zugleich vorgibt, den Wald schützen zu wollen. Denn durch den Bau von Windkraftanlagen im Wald wird selbiger evident nicht geschützt, sondern zusätzlich gestresst, ohne dass man dem ausgegebenen „Klimaschutzziel“ auch nur einen Millimeter näherkommt.

Um das Argument richtig zu verstehen, muss man lediglich die beiden Effekte gegenüberstellen und sich fragen, welcher der größere ist: Sind die lokalen Beeinträchtigungen der Funktionen des Waldes durch das Aufstellen eines Windrads höher zu gewichten oder weniger bedeutsam als der von den Befürwortern unterstellte positive Einfluss auf den „Klimaschutz“? – Die Antwort sollte niemand schwerfallen. Natürlich können die unmittelbar im Wald auftretenden Schädigungen durch Abholzung, die Störung des Ökosystems und des Wasserkreislaufs niemals durch den lediglich im globalen Mittel relevanten und dabei verschwindend geringen rechnerisch positiven Effekt auf den „Schutz des Klimas“ in Höhe von 0,2 Millionstel der eingesparten CO2-Emissionen auch nur annähernd kompensiert werden.

Die Podiumsdiskussion

Nach den Vorträgen konnten die Besucher Fragen an die Referenten einreichen. Leider hat sich das Podium nicht getraut, die Fragen aus dem Publikum live zu beantworten. Die Fragen mussten auf Zettel geschrieben werden und wurden vor der Beantwortung erstmal sortiert – und natürlich ausgewählt. So hatten wirklich kritische Fragen keine Chance, das Gehör der Öffentlichkeit zu finden.

Grünzug Netzwerk 2024 07 03 2

Resümee

Summa summarum war das ein Abend nahezu völlig ohne Erkenntnisgewinn. Von den vier relevanten Veranstaltungen zum Thema Windkraft im Bosco:

war Letztere mit Abstand die schwächste.

Windkraft im Würmtal: Wie kriegen wir das hin? – Dieser Anspruch wurde ganz klar verfehlt. Kein Wort zum Wie, aber viele und dazu weitgehend fehlerhafte oder gar widersinnige und unhaltbare Thesen zum Warum.

Diesen Abend hätte man besser zu Hause verbracht.

Falschinformationen auf dem Flyer der Omas For Future

Auf dem Flyer ist die ehemalige Landtagsabgeordnete Anne Franke als Verantwortliche i.S.d.P. genannt. Hier ein Scan des Originalflyers:

Der Flyer enthält viele Halbwahrheiten und Falschinformationen, die wir an dieser Stelle kommentieren und richtigstellen wollen.

Gehen wir den Flyer Punkt für Punkt durch.

► Aussage auf dem Flyer

Der Klimawandel ist für jeden von uns spürbar geworden. Klimaextreme wie Dürren Überschwemmungen und Temperaturrekorde haben unübersehbar zugenommen. Wir müssen den Ausstoß von Klimagasen senken, wenn die Menschheit auch in Zukunft auf unserem Planeten leben will. Klimaschutz braucht Transformation und kostet Geld, aber bei weitem nicht so viel wie die Klimakrise.

Stellungnahme dazu

Als Quelle dafür wird der Spiegel genannt. Das ist bekanntlich das führende Wissenschaftsjournal für Weltuntergangsvorhersagen.

Ja natürlich ist der Klimawandel spürbar. Das Klima ändert sich seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren immer wieder. Um 1500 hatten wir hierzulande die sogenannte kleine Eiszeit, davor war es im Hochmittelalter knapp so warm und angenehm wie heute. Dürren, Überschwemmungen und Temperaturrekorde sind indessen zunächst einmal Wetterextreme. Klimaextreme werden daraus dann, wenn sich diese Ereignisse über einen längeren Zeitraum gehäuft wiederholen. Dafür gibt es noch keine belastbaren Belege. Natürlich ist es grundsätzlich richtig, die Emission von Klimagasen zu reduzieren. Unsere Zukunft auf dem Planeten hängt davon allerdings nicht unmittelbar ab. Da gibt es sehr viel drängendere Risikofaktoren. Und eine Klimakrise gibt es schon gar nicht. Kein seriöser Wissenschaftler wird ernsthaft von einer Klimakrise reden. Allenfalls gibt es eine Krise der kritischen Vernunft.

Aussage auf dem Flyer

Die Klimakrise kostet 38 Billionen Dollar pro Jahr. Experten warnen: Selbst wenn die Menschheit die Erderwärmung auf zwei Grad begrenzt, droht erheblicher wirtschaftlicher Schaden. Dabei sind die Folgen von häufigeren Bränden und Stürmen noch gar nicht eingerechnet.

Stellungnahme dazu

Die hier genannten Zahlen sind rein spekulativ. Nach der bestehenden Datenlage sind Stürme im weltweiten Vergleich nicht häufiger als früher. Was größer ist, sind die durch sie angerichteten Schäden. Das ist indessen eine Folge der gewachsenen Weltbevölkerung, der größeren Bevölkerungsdichte und der mit dem größeren Wohlstand einhergehenden höheren Werte. Es ist also ein Sekundäreffekt, der mit dem Klimawandel zunächst einmal nichts zu tun hat und auf jeden Fall nicht als Beweis für dessen Kausalität herangezogen werden kann.

Im Übrigen macht das IPCC keine Prognosen zur globalen Erwärmung, es betrachtet vielmehr unterschiedliche Szenarien über mögliche Entwicklungen. Zur Wahrscheinlichkeit dieser künftigen Verläufe kann man keine wissenschaftlich fundierten Aussagen treffen, weil sich das Erdklima als ein chaotisches System einer solchen Quantifizierung entzieht. Was in Richtung der Öffentlichkeit – auch von Wissenschaftlern – diesbezüglich kommuniziert wird, sind politisch gefärbte Aussagen.

Aussage auf dem Flyer

Eine zukunftsfähige Energieversorgung setzt auf klimaschützende Energien wie Windkraft und Photovoltaik. Und die Mehrheit unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger begrüßen sie: Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag der staatlichen FA Wind ergab im Herbst 2023: „81 Prozent bewerten die Nutzung und den Ausbau von Windenergie an Land als wichtig oder sehr wichtig“.

Stellungnahme dazu

Na ja, hier frägt man nicht nach Fakten, sondern nach Meinungen. Und zwar nach Meinungen, die man zuvor durch stetes Wiederholen in den Medien bei den Leuten verankert hat. Offenbar war dieser Prozess erfolgreich. Das sagt aber nun absolut gar nichts aus über die tatsächliche Sinnhaftigkeit der Energiewende an sich. Die deutsche Energiewende ist im internationalen Vergleich ein Sonderweg. Es gibt keine namhafte Industrienation, die ihre Energieversorgung ähnlich einseitig auf die volatile Stromproduktion mit Sonne und Wind umzubauen beabsichtigt.

Deutschland ist ein energiepolitischer Geisterfahrer.

Im Übrigen ist ein Stromsystem, das ausschließlich auf Wind und Photovoltaik setzt, nicht klimafreundlich, weil diese Produktionsmethoden nicht grundlastfähig sind. Das zeigt das Beispiel Deutschland mit seiner schlechten CO2-Bilanz eindrücklich. Unter den europäischen Industrienationen hat Deutschland eine der höchsten CO2-Emissionen pro kWh.

Aussage auf dem Flyer

Starke Gründe sprechen für die Energiewende mit Energie aus Wind und Sonne — auch in Gauting. Ein modernes Windrad – für Leichtwindgebiete wie in Bayern konzipiert – kann den Strom für 5 bis 8 Cent je Kilowattstunde liefern.

Stellungnahme dazu

Hier stellt sich die Frage, warum trotz dieser doch eigentlich günstig klingenden Bedingungen, die Lobby der Windkraftindustrie eine Subvention von mehr als 11 ct pro kWh durchgedrückt hat. Die Frage kann leicht beantwortet werden: Weil ansonsten die Erzeugung von Windstrom in Schwachwindgebieten nicht wirtschaftlich ist und daher niemand in solchen Gegenden Windräder bauen würde.

Im Übrigen muss richtiggestellt werden: Es gibt keine Windräder für Leichtwindgebiete. Diese Bezeichnung ist ein billiger Werbetrick der Windkraftindustrie, der den Leuten Sand in die Augen streuen soll. In Schwachwindgebieten muss man die Windkraftanlagen höher bauen, um noch einigermaßen in den Genuss etwas größerer Windstärken zu kommen. Das ist aber nur eine Notlösung und zudem teurer, als ein Windrad dort aufzustellen und kleiner zu bauen, wo tatsächlich ausreichend Wind weht.

Zu den Kosten der Energiewende darf man sich keinen Illusionen hingeben. Die einseitige Fokussierung auf Wind- und Solarstrom führt zur Destabilisierung des Stromnetzes und zu einer hohen Versorgungsunsicherheit und treibt den Strompreis dauerhaft nach oben. Billiger Strom als Folge der Energiewende ist eine Mär.

Aussage auf dem Flyer

Ein solches modernes Windrad kann in Bayern je nach Standort 12 bis 15 Mio. Kilowattstunden Strom im Jahr liefern. Mit einer Anlage können so beispielsweise 5.000 E-Autos versorgt werden oder auch 5.500 Wohnungen mit elektrischer Wärmepumpe.

Stellungnahme dazu

Unter günstigen Bedingungen sind 12 Mio. kWh für ein riesiges Windrad mit einer Nennleistung von 6 Megawatt und einer Gesamthöhe von ca. 250 m denkbar. Mehr sind kaum möglich. In den Schwachwindgebieten um Gauting liegt der Wert sogar nur im Bereich zwischen 10 und 12 Mio. kWh.

Verlässlich versorgen können diese Windräder allerdings gar nichts. Keine 300 Haushalte und schon gar keine 3.000, keine 500 E-Autos und schon gar keine 5.000, keine 550 Wärmepumpen und schon gar keine 5.500. Der Strom wird technologiebedingt hochvolatil erzeugt, die größte Menge davon leider dann, wenn er gerade nicht gebraucht wird. Dieses Problem wird sogar umso größer, je mehr Windräder man baut.

Beispiel Windpark Berg am Starnberger See: Die 4 Windräder produzieren übers Jahr in etwa so viel Strom, wie die Gemeinde insgesamt benötigt. Manche glauben, damit sei man autark. Weit gefehlt, denn Berg muss trotzdem die Hälfte des benötigten Stroms von extern beziehen. Andernfalls würden an über 200 bis 240 Tagen des Jahres viele Haushalte von Strommangel betroffen sein. Das geht hin bis zu Totalausfall.

Aussage auf dem Flyer

Würden die 12 Millionen Kilowattstunden in einem Kohlekraftwerk erzeugt, entstünden hierbei rund 12.000 Tonnen C02. Auch Atomkraft ist keine Alternative, sie ist entgegen vielen Falschbehauptungen die teuerste Energieform: Bau, Rückbau und Endlagerung müssen hoch subventioniert werden, sicherheitsrelevante Uranimporte sind nötig, die Endlagerung ist nirgends willkommen und deshalb immer noch ungeklärt.

Stellungnahme dazu

Die Angaben zur Kohle sind grundsätzlich richtig: Es entstehen tatsächlich die genannten 12.000 Tonnen CO2. Aber die müssen nicht in die Atmosphäre gepustet werden. Man kann das CO2 auch mittels CCS (Carbon Dioxide Capture and Storage) und verwandter Technologien abscheiden und sicher verwahren – wenn man nur will. Aber die Grünen wollen das eher nicht, weil damit ein Problem gelöst werden würde, das sie nun einmal nicht so, sondern mittels Wind und Sonne lösen wollen.

Was die Kernkraft angeht, so werden hier die üblichen Falschinformationen präsentiert. Weder ist Atomkraft unsicher, noch ist Atomstrom teuer, noch gibt es erwähnenswerte Risiken bezüglich der Endlagerung. Die Ängste vor Kernkraft sind irrational. Atomkraft ist eine Hochsicherheitstechnologie wie etwa das Fliegen oder die Hochleistungsmedizin – nur viel sicherer.

Die Strahlendosis in unmittelbarer Umgebung eines AKW liegt bei etwa 0,001 – 0,005 mSv (Millisievert) p.a. Schon bei einem Interkontinentalflug bekommt man typischerweise eine Dosis von 0,03 mSv ab. Und in der Medizin erwarten uns ebenfalls weit höhere Strahlendosen: Mammographie: 0,5 mSv, Röntgen Rumpf: 1 – 4 mSv, CT Rumpf: 5 – 10 mSv. Die natürliche Strahlung im Schwarzwald beläuft sich sogar auf bis zu 20 mSv p.a.

Den nachfolgenden Generationen wird also sogar bei einer Endlagerung in der Nähe nichts hinterlassen, was in vielfach höherer Dosis nicht ohnehin schon vorhanden wäre. Die Kernkraftphobie der Grünen wird durch Fakten nicht gestützt. Es ist eine ideologisch begründete Desinformation.

Aussage auf dem Flyer

Moderne Windkraftanlagen in Bayern können im Strommix mit Bioenergie, Geothermie, Solar und Wasserkraft sowie zusammen mit Lastmanagement, Leitungsverbund und Speichern eine sichere Stromversorgung gewährleisten. Diese kann größtenteils dezentral und durch regionale Unternehmen mit Bürgerbeteiligung erfolgen.

Stellungnahme dazu

Das sind leider nur Wunschträume, die keinem ernsthaften Realitätscheck standhalten. Die über Wasserkraft und Biomasse bereitgestellte Grundlast ist so gering, dass damit eine Netzstabilisierung nicht in den Bereich des Möglichen rückt. Lastmanagement ist eine euphemistische Umschreibung für „wenn kein Strom da ist, kann auch keiner verbraucht werden“. Ja, das ist zutreffend. Es ist aber auch eine sichere Methode, die Wirtschaft dahin zu vertreiben, wo „der Strom eben da ist, wenn man ihn benötigt“.

Speicher sind extrem teuer und in der benötigten Menge nicht verfügbar. Darauf zu bauen ist auf absehbare Zeit eine Illusion.

Wenn nun Bürger an diesem Konzept beteiligt werden, dann ändert es nichts daran, dass es technisch nicht funktioniert.

Aussage auf dem Flyer

Regionale Wertschöpfung durch die Energiewende: Im Landkreis Starnberg werden pro Jahr ca. 500 Mio. Euro für fossile Energieträger ausgegeben. Das Geld wird dem lokalen Wirtschaftskreislauf entzogen und geht größtenteils ins Ausland. Eine Energiewende mit Bürgerbeteiligung vor Ort holt die Wertschöpfung in die Region und stärkt die lokale Wirtschaft

Stellungnahme dazu

Laut eigener Website des Vereins Energiewende Landkreis Starnberg e.V werden im Landkreis jährlich etwa 4.900 GWh Energie verbraucht. Zitat: „Der Großteil stammt aus fossilen Brennstoffen, für die alle Bürger im Landkreis rund 110 Mio. Euro bezahlen“. Entweder ist die Angabe auf dem Flyer falsch oder die Zahlenangabe auf der Website des Vereins, der ja Mitherausgeber des Flyers ist. So oder so: Der Verein verbreitet widersprüchliche Informationen.

Generell ist richtig, dass Kommunen über Gewerbesteuer und Beteiligung profitieren. Da Windkraftanlagen jedoch mit bis zu 600 T€ p.a. staatlich bezuschusst werden müssen, ist dies keine Wertschöpfung, sondern einfach nur staatliche Subventionierung und Umverteilung. Die geplanten 10 Windräder in Gauting könnten bis zu 6 Mio. Euro pro Jahr an Subventionen erhalten. Das kontrastiert stark zu den von der Gemeinde Gauting erwarteten Erlöse für den eigenen Haushalt von 22.500 Euro pro Windrad. Damit sind die potenziellen staatlichen Subventionen knapp 27-mal höher als die positiven Beiträge für den Gemeindehaushalt. Ein sehr schlechtes Geschäft für den Fiskus, die Steuerzahler und die Strombezieher – und damit für alle Bürger. Ein gutes Geschäft allenfalls für die Windkraftindustrie.

Die Effekte für die lokale Wirtschaft durch Bau und Wartung von Windrädern sind im Allgemeinen minimal.

Frage und Antwort auf dem Flyer

Wie viele Windräder sind geplant und wie groß ist der Abstand zur Wohnbebauung?

Im Vorranggebiet (Rechtsgrundlage seit 2012) zwischen Buchendorf und der A 99 plant die Bürgerwind Gauting GmbH & Co. KG in Konsens mit der Gemeinde Gauting max. sechs Windräder und westlich von Königswiesen maximal vier. Die Windräder haben einen Abstand von mindestens 1,2 Kilometer zur nächsten Wohnbebauung.

Stellungnahme dazu

Die Gautinger Flächen sind „Konzentrationsflächen“ und keine Vorranggebiete. Auf diesen Flächen besteht „privilegiertes Baurecht“ für Windkraftanlagen. Dieses Behördendeutsch übersetzt besagt nicht etwa, dass auf diesen Flächen einfach so gebaut werden darf, es bedeutet vielmehr, dass außerhalb der Flächen der Bau von Windrädern untersagt ist. Deswegen ist es falsch, hier von einer Rechtsgrundlage zu sprechen und damit zu insinuieren, dass auf den Konzentrationsflächen ohne Weiteres Windräder gebaut werden dürfen. Das ist in dieser Simplizität falsch.

Frage und Antwort auf dem Flyer

Führen die Windräder zu Belastungen durch Infraschall, Lärm und Schattenwurf?

Ganz klar: Nein! Die irrtümlich um den Faktor 1000 zu hohen Berechnungen einer Studie des BGR zu Infraschall aus dem Jahr sind längst korrigiert und es ist klar: Infraschall von Windrädern ist nicht hörbar oder spürbar. Bei den Windrädern in Berg können Sie sich selbst davon überzeugen: wenn überhaupt, sind nur Flügelgeräusche hörbar und (dies nur in unmittelbarer Nähe. Durch die weite Entfernung von jeglicher Wohnbebauung ist Schattenwurf kein Thema. Von Windrädern gehen keine Gesundheitsgefahren aus.

Stellungnahme dazu

Das Windturbinensymptom als Beschreibung von gesundheitlichen Problemen durch Infraschallbelastung von Windkraftanlagen ist in Frankreich letztinstanzlich anerkannt. Man soll daher nicht so tun, als ginge es hier um die überdrehen Ängste von Menschen mit einer Windkraftphobie. Im Übrigen sollten die OmasForFuture einfach mal zur Kenntnis nehmen, dass man Infraschall grundsätzlich nicht hört, sondern spürt und dass Infraschall das subjektive Befinden beeinträchtigen kann. Und zwar insbesondere dann, wenn er dauerhaft wirkt: im Zweifel 24 Stunden, 7 Tage, das ganze Jahr über. Die Menschen sind in unterschiedlichem Maße empfindlich dafür, das muss man respektieren und sollte man nicht ins Lächerliche ziehen.

Grob unwissenschaftlich und geradezu geistlos ist es hingegen, so zu tun, als könne man sich in die Nähe eines Windrads begeben, für einige Minuten oder auch eine Stunde dort verweilen und dann sicher entscheiden, ob vom Windrad ein störendes Geräusch oder ein spürbarer Infraschall ausgeht. Dieses Experiment ist völlig wertlos und kann allenfalls zur Bestätigung von Vorurteilen dienen.

Richtig ist aber immerhin, dass mit größerer Entfernung vom Windrad die möglichen Gesundheitsgefahren kleiner werden. Deswegen ist es wichtig, die Windräder so weit wie nur möglich von der Wohnbebauung entfernt zu platzieren.

Frage und Antwort auf dem Flyer

Wie hoch ist der Flächenverbrauch?

Der Flächenbedarf liegt für ein Windrad zwischen 0,15 und 0,5 Hektar — zum oft zitierten Vergleich: Ein Fußballfeld misst gut 0,7 Hektar. Damit verbraucht die Windenergie im Vergleich zu anderen Energiequellen extrem wenig Fläche, betrachtet man den möglichen Energieertrag in Bezug auf den Flächenverbrauch. Eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA 2021, PDF) ermittelte folgende Flächenbelegungsfaktoren pro Jahr: Biomasse 319 m2/MWh, Photovoltaik 22,3 m2/MWh, Windenergie (Onshore) 1,43 m2/MWh. Windkraft ist also ca. 20-mal so flächeneffizient wie Photovoltaik und über 300-mal so flächeneffizient wie Biomasse (beispielsweise Mais oder Brennholz). Wege und Lagerflächen (0,3 – 0,5 ha), die für den Bau gebraucht werden, werden nach dem Bau wiederbepflanzt.

Stellungnahme dazu

Das ist eine krasse Fehlinformation. Der tatsächliche Flächenverbrauch für eine Windkraftanlage liegt zwischen 0,5 und 0,9 Hektar. Der BR24 Faktenfuchs spricht von einem Mittelwert von 0,46 ha, räumt aber dann ein, dass es 0,86 ha seien, von denen 0,4 ha wieder aufgeforstet würden. Dazu muss man wissen: Auch wenn die gerodeten Flächen teilweise wieder aufgeforstet werden, so werden die Bäume zunächst einmal geschlagen. Der alte, teilweise über Jahrzehnte gewachsene Baumbestand ist verloren. Es ist daher der höhere Flächenverbrach anzusetzen.

Aktuelles Beispiel aus der Umgebung von München: Im Zuge der Errichtung von 3 Windrädern im Hofoldinger Forst werden 3 Hektar, also 30.000 qm Wald abgeholzt, so konnte man kürzlich im Merkur lesen (Hofoldinger Forst: Fichtenwald muss für Windrad weichen (merkur.de)). Am Ende sollen immerhin noch knapp 10.000 qm permanent freibleiben.

Davon abgesehen ist die Flächeneffizienz von Windkraft ausnehmend gering. Die nötigen Abstandsflächen (500 m Distanz bzw. 4 Windräder pro Quadratkilometer) muss man in der Kalkulation berücksichtigen, daher ergibt sich im Mittel eine Stromproduktion von 40 kWh pro Quadratmeter und Jahr entsprechend einer durchschnittlichen Leistungsdichte von 4 – 5 W/qm. In der Photovoltaik auf Dächern sind es 5-mal so viel. Nur zum Vergleich: Ein Kernkraftwerk mit einem angenommenen Flächenbedarf von drei Quadratkilometer leistet mehr als 400 W/qm (s. a. Flächenverbrauch der Erneuerbaren).

Frage und Antwort auf dem Flyer 

Werden Umwelt- und Artenschutz berücksichtigt?

Ja, äußerst sorgfältig. Vor jeder Planung steht eine intensive umwelt- und artenschutzrechtliche Prüfung, die ein ganzes Kalenderjahr mit allen Jahreszeiten durchlaufen muss und überprüft, ob insbesondere geschützte Arten durch den Bau eines Windrads gestört würden. Zum Schutz von Fledermäusen und Vögeln werden auch in schon ausgewiesenen Konzentrationsflächen automatische Abschattungen beauflagt. Die Planer müssen darüber hinaus einen umfangreichen landespflegerischen Begleitplan erstellen.

Stellungnahme dazu

In der Theorie ist das richtig. Leider werden durch das Wind-an-Land-Gesetz die in früheren Zeiten notwendigen sorgfältigen immissions- und artenschutzrechtlichen Prüfungen immer mehr aufgeweicht. Es geht für die Planer und Betreiber von Windkraftanlagen um viel Geld. Und letztlich auch für die Kommunen und den Landkreis. Deswegen ist es umso wichtiger, dass die Bürger selbst die Planungen solcher Anlagen kritisch verfolgen. Noch vor 20, 25 Jahren haben sich die Grünen in dieser Rolle als kritischen Begleiter und Warner vor einem Ausverkauf von Natur und Umwelt gesehen. Heute sind die Grünen selbst die Haupttreiber von Naturzerstörung.

Frage und Antwort auf dem Flyer

Werden sich Bürgerinnen und Bürger finanziell an den Windrädern beteiligen können?

Ganz klar: Ja! Windräder verändern die Landschaft und ihren Anblick. Deshalb wollen wir, dass Gautingerinnen und Gautinger sich an den Anlagen finanziell beteiligen können und jedes Jahr gute Renditen aus den klimaschonenden Anlagen nach dem Vorbild der sehr erfolgreichen Bürgerwind Berg GmbH & Co. KG erwirtschaften können. Wenn die geplante Zusammenarbeit nicht zustande käme, würden voraussichtlich bisher unbekannte, nicht regionale Investoren die rechtlich gesicherten Vorranggebiete beanspruchen und die hohen Gewinne für sich nutzen ohne die Bürger zu beteiligen. Ist das der geheime Plan der Windkraftgegner?
Lassen Sie nicht zu, dass fremde Investoren hohe Gewinne abschöpfen ohne Gautinger Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen!
Nutzen Sie die gute Chance, die uns die Windenergie für Gauting bietet!

Stellungnahme dazu

Es ist eine Falschinformation, dass irgendein Investor ohne Zutun der Gemeinde hier Windkraftanlagen erstellen könnte. Und wie bereits oben gesagt, gibt es in Gauting keine Vorranggebiete. Für die Planung und Errichtung der Windkraftanlagen um Gauting ist es zunächst einmal völlig gleich, wer diese Windräder baut. Auf jeden Fall müssen die Bauauflagen erfüllt werden. Auch der Effekt auf das Klima ist unabhängig davon, wem die Windräder gehören.

Einen wesentlichen Unterschied macht die Bürgerbeteiligung. Bürgerbeteiligung meint aber eigentlich Mitsprache, genau diese Mitsprache ist aber nicht vorgesehen. Die Bürger werden vielmehr vor vollendete Tatsachen gestellt und dürfen sich allenfalls für oder gegen eine finanzielle Beteiligung entscheiden.

Dabei muss jedem klar sein: Ein Investment in Windkraftanlagen ist kein Selbstläufer.

Im Regelfall hat man hier als Anleger zwei Risiken:

  • Totalverlust der Anlage, insbesondere bei sog. Nachranganleihen
  • Liquiditätsrisiko: an das Geld kommt man i.d.R. 20 Jahre lang nicht heran

Zitat wind-turbine.com: Die Investition in Windkraft als nachhaltige Geldanlage bietet Chancen und Risiken. (…) Privatanleger können von Renditen zwischen 4 und 6% profitieren, sollten jedoch das Anlagerisiko im Auge behalten, da das Windaufkommen unvorhersehbar sein kann.

Eindrückliches Beispiel dafür, was hier passieren kann, ist der Zusammenbruch der „Green City München“ Gruppe (Green City AG: Teilweise doppelte Verluste bei Anlegern – „Ich fühle mich betrogen“ (merkur.de))

Die Erträge der Investoren werden in Schwachwindgebieten vor allem mittels der staatlichen Subventionen generiert. Das ist volkswirtschaftlich gesehen völliger Unsinn.

Mehreinnahmen für die Gemeinde entstehen bezüglich der Einkommenssteuer in keiner Weise. Man kann also nicht damit argumentieren, die Einkommensteuer bleibe in Gauting. Das tut sie bezüglich des Anteils der Kommune ohnehin, unabhängig davon, ob ein Gautinger Bürger in Windkraft investiert oder in ein chinesisches Kohlekraftwerk.

Zudem wird die Gewerbesteuer zunächst einmal mit den erwirtschafteten Gewinnen verrechnet. Voraussichtlich vergehen 10 bis 15 Jahre, bis überhaupt zum ersten Mal Gewerbesteuererträge an die Gemeinde gezahlt werden. (fih)

Podiumsdiskussion im Bosco vom 18. Juni 2024 – Die Frage zum Nutzen für das Klima

(fih) Die letzte Frage auf der Podiumsdiskussion (s. Podiumsdiskussion im Bosco Pro und Contra Bürgerwind) war die eines jungen Mannes: Es gibt nun einmal die globale Erwärmung. Sie müssen die Folgen vielleicht nicht mehr erleben, aber ich bin 18. Mich könnte es in voller Härte treffen. Wie können Sie gegen die Windräder in Gauting sein, wo man damit doch einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten kann?

Diese Frage ist tatsächlich nicht vollständig beantwortet worden, es war ja schon nach 22:00 Uhr, da ist das wohl untergegangen.

Die Antwort soll auf diesem Wege nachgeholt werden. Es macht Sinn, sie in zwei Teile aufzuspalten und die Zusammenhänge näher zu erläutern.

„Klimaeffekt“ der Windräder in Gauting

Die Windräder in Gauting stehen mit den deutschen oder gar den globalen Klimazielen in einem denkbar fernen Zusammenhang. Sie wissen, dass die dt. CO2 Emission etwa bei 1,8 % der globalen Emissionen liegt. Alleine der jährliche Zuwachs an CO2-Ausstoß in Indien und China ist ungefähr so hoch, wie die gesamte deutsche Emission pro Jahr. Selbst wenn wir unsere CO2-Emission sofort auf null reduzieren würden, würde die globale CO2-Emission binnen Jahresfrist trotzdem steigen.

Im Beitrag „Können wir die Welt retten?“ wird die globale CO2-Emission im Vergleich zum deutschen CO2-Ausstoß zusammen mit der historischen Entwicklung seit 1990 aufgezeigt. Die Konsequenz daraus ist: Was wir in Deutschland im Hinblick auf die CO2-Emissionen bewirken, hat keinen Einfluss auf das Klima (die Maßnahmen in Gauting natürlich erst recht nicht), wenn nicht zugleich im Weltmaßstab die Emissionen drastisch reduziert werden. Es gibt ja in diesem Sinne kein spezielles deutsches Klima.

Abb 6 9
Globale CO2-Emissionen im Vergleich zu den Emissionen in Deutschland in der Entwicklung von 1990 bis 2022.

Näheres zur Grafik findet man unter dem obigen Link: Können wir die Welt retten?

Unabhängig davon arbeiten viele andere Länder – genau wie Deutschland – im Grundsatz ebenfalls daran, ihre CO2-Emissionen zu senken. Nur eine Vergleichszahl für 2022: Deutschland emittierte 670 Mio. Tonnen CO2 p.a. In Frankreich waren es mit knapp 300 Mio. Tonnen CO2 p.a. 55 % weniger, dabei spielen Windkraft und Solarstrom in Frankreich nur eine untergeordnete Rolle. Wenn man so will, ist der französische Beitrag für die Erreichung der Klimaziele dramatisch höher als der deutsche, ohne dass dabei die Wirtschaft leiden müsste.

Überall außerhalb Deutschlands gilt dabei das Primat der Vernunft: Man strebt nach einer Reduzierung der CO2-Emissionen im Einklang mit der Stärkung der Wirtschaftskraft, weil man weiß, dass man nur dann Erfolg haben kann, wenn die Wirtschaft floriert. Eine starke Wirtschaft ist die Grundlage für den Wohlstand der Menschen, die Finanzierung des Staatshaushalts und den sozialen Frieden. Nur wenn diese drei Säulen tragen, kann man ernsthaft und mit Aussicht auf Erfolg zugleich auch die CO2-Emissionen senken.

In Deutschland will man es umgekehrt machen: Zunächst einmal die CO2-Emissionen reduzieren. Die absehbar negativen – und teilweise schon eingetretenen – Auswirkungen dieser Prioritätensetzung auf die Wirtschaft und den Wohlstand der Menschen, versucht man kleinzureden oder ganz zu ignorieren. In der längerfristigen Konsequenz führt solche Politik zum sozialen Abstieg breiter Bevölkerungsschichten und zum wirtschaftlich-politischen Abstieg des Landes insgesamt. Nebenbei werden die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Natur Schulterzuckend zur Kenntnis genommen.

Wie schon auf der Podiumsdiskussion gesagt, ist Deutschland kein Vorbild für die Welt, sondern ein Negativbeispiel, das niemand nachzuahmen beabsichtigt. Kein Vorreiter, sondern ein Irrläufer.

Windstromproduktion im Schwachwindgebiet Gauting

Wie dargelegt, ist die Windstromproduktion in Gauting aufgrund der ausgeprägten Schwachwindlage äußerst gering, nur etwa halb so hoch wie in guten Lagen in Norddeutschland. Ohne die Subventionen würde hier niemand eine Windkraftanlage bauen, weil es sich nicht rechnet. Es wäre ein Draufzahlgeschäft. Die Anlagen kosten hier genauso viel, oder mehr, weil sie höher gebaut werden müssen. Sie liefern aber deutlich weniger Strom. Im Ergebnis erhält man daher mit dem gleichen oder sogar einem höheren Kapitaleinsatz eine geringere Wirkung im Hinblick auf das CO2-Einsparungspotential.

Exemplarisch und ganz plakativ formuliert:

  • Bau einer WKA im Schwachwindgebiet Gauting
    Kosten: 10 Mio. €
    CO2 Reduzierung p.a.: 10.000 t CO2 (auf Basis Kohleersatz)
  • Bau einer WKA im Normalwindgebiet anderswo
    Kosten: 10 Mio. €
    CO2 Reduzierung p.a.: 15.000 t CO2 (auf Basis Kohleersatz)

Ergo: Die Investition in ein Gautinger Windrad verschlechtert die deutsche CO2-Emission potenziell um 5.000 t pro Jahr.

Bei 10 Windrädern sind es folglich 50.000 t CO2 pro Jahr, und über eine Betriebszeit von 20 Jahren kommt so die durchaus beachtliche Menge von 1 Mio. Tonnen CO2 zusammen. Das wären zusätzliche CO2-Emissionen, die nur deswegen entstehen, weil man es für richtig hält, Windräder in unwirtschaftlichen Schwachwindgebieten zu errichten, statt dort, wo es ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist.

Hinzu kommt, dass die Subventionen in den Gautinger Schwachwindstrom – die ja aus dem Staatshaushalt kommen – anderswo für die Investition in Klimaschutz fehlen. Pro Windrad könnten das bis zu 600 T€ sein, wie anlässlich der Podiumsdiskussion dargelegt wurde. Für alle 10 Windräder sogar 3 – 6 Mio. € pro Jahr.

Resümee

Wenn man die Klimaziele, respektive die CO2-Ziele als Maßstab nimmt, dann rückt deren Erreichung gerade durch die Gautinger Schwachwindkraft in weitere Ferne.

In der Logik des jungen Mannes, gefährdet also gerade der Bau von Windrädern in Gauting seine persönliche Zukunft.


Grafik Podiumsdiskussion Pro und Contra Bürgerwind Gauting

Eine Info­‐Veranstaltung als Alibi-Event

Leserbrief zum Artikel „Acht Windkraftanlagen für Gauting“ vom 10.11.2023

Am 8.11.23 fand in Gauting im Bosco eine sogenannte „Informationsveranstaltung zur Bürgerwindenergie in Gauting“ statt, eine offene Diskussionsrunde, wie im Flyer des Bosco angekündigt, gab es leider nicht.

Kritische Punkte dieser Form der Energieversorgung sollten an diesem Abend nicht behandelt werden – dadurch würden die Bürger „desinformiert“ und würden „falsche Ängste“ – etwa vor Naturzerstörung, Artensterben oder für die eigene Gesundheit – entwickeln. Die „richtige Angst“ stellte Herr Sing zu Beginn klar, die richtige Angst sei die vor einem unkontrolliert ansteigenden, menschengemachten CO2 Anstieg.

Was ist, wenn wir nach dem Bau der Windräder merken: die Energieversorgung wird immer unsicherer, der Strompreis bleibt der höchste, unsere Natur ist zerstört, unsere Gesundheit ruiniert, das investierte Geld weg – aber das Weltklima ändert sich dennoch weiterhin, je nach dem wie kosmische Strahlung, Sonnenaktivität, Wolkenbildung etc. sich verändern?

Was antworten wir unseren Kindern und Enkelkindern auf ihre Fragen?

Beatrice Giehr, Gauting