Windkraft im Solarstromland Bayern und der Irrsinn der Subventionen
(fih) Windkraft gibt es in Bayern vor allem deswegen nicht, weil diese Technologie in weiten Teilen Bayerns einfach keinen Sinn macht. Die Produktion von Windstrom in Schwachwindgebieten ist erkennbar widersinnig. Die Erträge an einen Schwachwindstandort (z.B. in Gauting – Buchendorf) sind bis zum Faktor 3 geringer als z.B. an Vergleichsstandorten in Schleswig-Holstein – und dennoch kosten die Windräder hier gleichviel. Die Torheit wird noch gesteigert durch die Auslobung von Subventionen für windschwache Gebiete. Sie liegen bei bis zu 11,4 ct pro kWh.
Man muss sich das einmal vergegenwärtigen: Weil die Stromerträge so gering sind, dass sich der Betrieb der WKA nicht rechnet, zahlt man Subventionen, damit sie nichtsdestotrotz gebaut werden. Und die Kosten dafür zahlen Steuerzahler und Strombezieher.
Würde man denn ernsthaft verlangen, z.B. aus Gründen der Gerechtigkeit und der gleichmäßigen Verteilung über Deutschland, in Brandenburg oder Schleswig-Holstein Wasserkraftwerke zu errichten? Aufgrund der Landestopologie sind die erzielbaren Erträge absehbar gering. Sollte man nun diesen geographisch bedingten Nachteil durch die Auslobung von Wasserkraft-Subventionen für „Flachländer“ ausgleichen? Es wäre nachgerade absurd. Im Prinzip genauso verhält es sich mit den Schwachwindsubventionen für die Südländer.
Grundsätzlich zur Sinnhaftigkeit von Windstrom
Unabhängig davon sind Versorgungssicherheit oder gar Autarkie auf dieser Basis nicht annähernd erreichbar, egal wie viele Windräder man baut. Das ist zumindest der Stand des Wissens unter unabhängigen Experten.
Der Bau von Windkraftanlagen im ausgewiesenen Schwachwindgebiet Würmtal macht keinen Sinn, selbst wenn man Windkraft grundsätzlich für eine sinnvolle ergänzende Technologie bei der Stromproduktion hält. Der Betrieb ist zweckmäßig und energetisch tauglich dort, wo der Wind halbwegs verlässlich und in nennenswerter Stärke weht, vor allem dann, wenn die schwankende Stromproduktion mittels geeigneter Speicher geglättet werden kann. Technologisch ist das im benötigten Umfang, Stand heute, nicht möglich und in absehbarer Zeit auch nicht bezahlbar.
Die Errichtung von Windenergieanlagen an Standorten mit einem schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnis ist nicht ökonomisch. Es ist irrational und geht letztlich auf Kosten der Investitionseffizienz: Das gleiche eingesetzte Kapital erzielt einen drastisch geringeren Effekt, als dies an windgünstigen Standorten möglich wäre. Das ist Vernichtung von Investitionskapital zum Schaden des Klimas (also der CO2-Reduktion). Zudem müssen die Strombezieher (und zwar alle) die dafür aufzuwendenden Subventionen zahlen.
Bei alledem nützt daher auch der Hinweis auf die Klimakrise nichts. Denn auch dem Klima helfen am Ende nur funktionierende Lösungen. Mit Blendwerk – nichts sonst sind Windräder in Schwachwindgebieten – das nur Kapital bindet aber ansonsten die Stromversorgung nicht sicherstellen kann, ist niemand gedient. Damit schadet man am Ende dem Anliegen der effektiven Reduzierung der CO2-Emissionen, weil das an anderer und besser geeigneter Stelle investierte Kapital einen echten Nutzen stiften könnte.
Versorgungssicherheit mit Windstrom?
Unter günstigen Bedingungen sind im Schwachwindgebiet 12 Mio. kWh für ein riesiges Windrad mit einer Nennleistung von 6 Megawatt und einer Gesamthöhe von ca. 250 m denkbar. Mehr sind kaum möglich. In den Waldflächen um Gauting liegt der Wert sogar nur im Bereich zwischen 10 und 12 Mio. kWh.
Verlässlich versorgen können diese Windräder allerdings gar nichts. Keine 300 Haushalte und schon gar keine 3.000, keine 500 E-Autos und schon gar keine 5.000, keine 550 Wärmepumpen und schon gar keine 5.500. Der Strom wird technologiebedingt hochvolatil erzeugt, die größte Menge davon leider dann, wenn er gerade nicht gebraucht wird. Dieses Problem wird sogar umso größer, je mehr Windräder man baut.
Beispiel: Windpark Berg am Starnberger See
Die 4 Windräder produzieren übers Jahr in etwa so viel Strom, wie die Gemeinde insgesamt benötigt. Manche glauben, damit sei man autark. Weit gefehlt, denn Berg muss trotzdem die Hälfte des benötigten Stroms von extern beziehen. Andernfalls würden an über 200 bis 240 Tagen des Jahres viele Haushalte von Strommangel betroffen sein. Das geht hin bis zu Totalausfall. – Nein, das ist keine Schwarzmalerei, das sind die nüchternen Tatsachen, die aber nichtsdestotrotz gerne ignoriert werden, weil sie den Profiteuren nicht ins Bild passen.
Wenn nun Bürger an diesem Konzept beteiligt werden, dann ändert es nichts daran, dass es technisch nicht funktioniert.
Es ist etwa so, also würde man in der Wüste ein Wasserkraftwerk bauen. Weil das aber unwirtschaftlich ist, da nun einmal das Wasser fehlt, zahlt der Staat Subventionen an den Betreiber. Jener generiert daraus „Scheingewinne“ und verteilt diese auf die Anteileigner. Am Ende gibt es einige wenige Profiteure, ohne dass irgendein Problem gelöst würde.
Windstrom vs. konventioneller Strom
Man muss sich vergegenwärtigen, dass eine Kilowattstunde Windstrom nicht dasselbe ist, wie 1 Kilowattstunde Strom aus konventionellen Kraftwerken. Der Windstrom ist hochvolatil. Auf Basis einer bilanziell 100-prozentigen Versorgung mit Windstrom erhält man lediglich eine Versorgungssicherheit von etwa 40 %. D.h., an über 200 Tagen des Jahres wird weniger Strom produziert als benötigt, obwohl doch übers Jahr gerechnet scheinbar alles im Lot ist.
Wenn man Windstrom auf Augenhöhe mit dem Strom aus konventionellen Kraftwerken vergleichen will, dann muss man die Stromproduktion mit Wind technologisch um Speicher oder Backupkraftwerke ergänzen. Auf dieser Basis kann man grundsätzlich auch mit Windstrom Versorgungssicherheit auf dem Niveau konventioneller Kraftwerke gewährleisten.
Aber: Der Unterschied hat erhebliche Auswirkungen auf die tatsächlichen Kosten des Windstroms.
Wie die Analyse der Stromproduktion mit Erneuerbaren zeigt, benötigt man abhängig vom Wetter und dem Ausbaustand mit Windkraft und PV – 10 bis 20 Tagesverbräuche an Speicherkapazität. Jetzt sind wir mal „superoptimistisch“ und tun so, als würde bereits 1 Tagesverbrauch ausreichen (was aber wirklich ins Reich der Utopie gehört). Gehen wir also davon aus, dass jedes Windrad mit einem Speicher versehen ist, der es in die Lage versetzt, eine durchschnittliche Tagesproduktion zu speichern. Dazu muss die Speicherkapazität folglich in einer Höhe von 0,3 % der Jahresproduktion liegen.
Jahresproduktion 12 Mio. kWh, 0,3 % davon, macht 36.000 kWh. Bei einem Speicherpreis von 1.000 €/kWh kostet der Speicher folglich 36 Mio. €.
Der so bestimmte faire Preis des Windstroms liegt also nicht in Höhe der oft kolportierten 5 – 7 ct/kWh. Trotz der unrealistisch günstigen Randbedingungen im obigen Beispiel muss man eher mit 20 – 30 ct/kWh rechnen. Und wenn man näher an die Realität geht, sind es Strompreise von 50 ct und mehr pro kWh.
Windstrom aus Gauting – Standortgüte
Die geplanten WKA in Gauting sollen auf Flächen errichtet werden, die im Bayrischen Energieatlas als „bedingt geeignet“ klassifiziert sind. Die Standortgüte als Maß für die erwartete Energieausbeute auf diesen Flächen liegt bei etwa 60 % und darunter. Für die sehr guten Anlagenstandorte in Bayern – es sind deren aber nur wenige, ganz im Gegensatz zu Norddeutschland – liegt die Standortgüte bei bis zu 150 %.
Das einmal als Schulnote ausgedrückt: Wenn es für 150 Punkte die Note 1 gibt, dann liegen wir hier in Gauting mit 60 Punkten auf einer glatten 4. Eine 4 mag vielleicht reichen, um knapp in die nächste Klasse vorzurücken, sie ist aber zu wenig, für die Lösung der tatsächlich anstehenden Aufgaben wie die Herstellung von Versorgungssicherheit und die Bereitstellung von bezahlbarem Strom.
Nochmals: Das ganze Gebiet südwestlich von München ist ein ausgewiesenes Schwachwindgebiet mit einer Standortgüte unter 60 %.
Wenn Sie sich blind irgendeinen Ort in Bayern herausgreifen, dann sind die Windstromerträge nur in einem von 5 Fällen noch schlechter als in Gauting. Es sind dies vor allem die Täler im Alpenraum und in den Mittelgebirgen.
Ohne Subventionen baut hier niemand auch nur ein Windrad.
Das ganze Projekt über den Bau der 10 WKA steht und fällt mit den staatlichen Subventionen.