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Energetische Autarkie

Ist Selbstversorgung ein vernünftiges Ziel?

Es ist eine berechtige Frage, inwiefern energetische Autarkie für eine Gemeinde überhaupt ein erstrebenswertes Ziel sein soll. Niemand verlangt schießlich die Eigenversorgung mit Kartoffeln ober mit Rohstoffen zur Produktion von Batterien. Und es wurde auch noch nicht gefordert, jede Gemeinde müsse sich im Falle eines Krieges selbst verteidigen können und dafür die nötigen Ressourcen hinsichtlich Soldaten und Bewaffnung bereithalten.

Der Begriff „Autarkie“ steht grundsätzlich für die Unabhängigkeit von äußeren Faktoren. Angewandt auf den Strombedarf einer Kommune wäre das die vollständige Selbstversorgung mit Strom oder allgemeiner, mit Energie. Man spricht dann konkret von „energetischer Autarkie“ oder von „Energieautarkie„.

Selbstredend macht solches Denken erkennbar wenig Sinn. Die Vernetzung und die Zusammenarbeit über die engen kommunalen Grenzen hinaus sind ja nachgerade die entscheidenden Faktoren einer prosperierenden Wirtschaft und damit des Wohlstands. Warum sollte das im Hinblick auf die Energieversorgung anders sein?

Dessen ungeachtet wird von vielen Kommunen und von Landkreisen immer häufiger das Ziel der energetischen Autarkie ausgegeben, als läge darin der Schlüssel für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Das Gegenteil ist richtig: Nur auf Basis einer übergreifenden Zusammenarbeit besteht überhaupt eine Chance zur Herstellung der Versorgungssicherheit mit Strom bei gleichzeitiger Bezahlbarkeit. Kommunale Energieautarkie ist ein völlig irrelevanter Euphemismus und am Ende für die Sicherstellung einer bezahlbaren Energieversorgung sogar schädlich, weil die falschen, hohe Kosten verursachenden Akzente gesetzt werden.

Bilanzielle Autarkie ist keine Autarkie, sondern Augenwischerei

Wenn ein Windpark 100 % des Jahresstrombedarfs liefert, dann hat man doch die Energieversorgung mit Windstrom gesichert, könnte man meinen. Dem ist leider nicht so, weil bilanzielle Autarkie und Versorgungssicherheit meilenweit auseinander liegen. Diese simple Tatsache ist vielen nicht klar und wird von den Projektträgern und politischen Befürwortern geflissentlich verschwiegen, sofern sie überhaupt darüber Bescheid wissen. Das soll im Folgenden näher erläutert werden. Betrachten wir zunächst ein theoretisches Idealmodell der Windstromproduktion. Die näheren Hintergründe zur Theorie werden in Versorgungssicherheit mit Windstrom – eine theoretische Analyse | sumymus im Detail erläutert.

Theoretische Versorgungssicherheit unter idealen Bedingungen

Wenn genausoviel Strom produziert wird, wie man im Mittel benötigt (das wird oft und fälschlicherweise „Autarkie“ genannt), dann hat man tatsächlich (unter den genannten theoretischen Bedingungen, s. Abb, 1) nur eine Versorgungssicherheit von 30 % und dementsprechend ein Versorgungssrisiko von 70 %. Im Diagramm entspricht diese Situation einem Produktionsfaktor von q = 1. An 70 von 100 Tagen wird in diesem Falle zu wenig Strom produziert, obwohl über das Jahr betrachtet die Stromproduktion dem Bedarf entspricht. An 30 von100 Tagen wird entsprechend mehr Strom erzeugt als man tatsächlich benötigt, wovon man allerdings nicht profitieren kann, wenn die Stromspeicher nicht vorhanden sind.

Versorgungssicherheit Wind Ideal

Abbildung 1: Theoretische Versorgungssicherheit aus der Produktion von Windstrom unter idealen Bedingungen als Wahrscheinlichkeitsverteilung. Auf der x-Achse ist der Umfang der Windstromproduktion in Vielfachen des Strombedarfs (Produktionsfaktor q) aufgetragen. Die y-Achse zeigt die resultierende Versorgungssicherheit als Funktions des Produktionsfaktors q. Die Berechnung basiert auf der typischen Windverteilung in Deutschland, Ferner wurde eine Windstromproduktion unter theoretisch idealen Bedingungen (verlustfrei, 100-prozentige Verfügbarkeit, keine Abschaltung) angenommen. Ein Zahlenbeispiel: Wenn der Produktionsfaktor = 1 ist (also genausoviel Strom produziert wird, wie im Mittel benötigt wird), dann liegt die Versorgungssicherheit bei 0,3 (= 30 %) und das Versorgungssrisiko bei 0,7 (= 70 %).

Selbst dann, wenn man 10-mal mehr Windstrom produziert als tatsächlich im Gesamtjahr benötigt wird (Produktionsfaktor q = 10), ergibt sich nur eine Versorgungssicherheit von 0,77 (= 77 %). In diesem Falle hätte man zugleich eine Überproduktion von 900 % (was wiederum das Stromnetz destabilisiert) und dennoch ein signifikantes Versorgungsrisiko. Auch beim Hundertfachen (Produktionsfaktor q = 100) kommt man nur auf eine Versorgungssicherheit von 95 %. Abgestützt ausschließlich auf Windstrom und ohne Speicher sind daher Versorgungssicherheit und Autarkie noch nicht einmal theoretisch erreichbar.

Theoretische Versorgungssicherheit unter realitätsnahen Bedingungen

Und wie sieht es in der Praxis aus? Betrachten wir dazu die realen Bedingungen für Windräder mit definierter Leistungscharakteristik. Dazu gehört neben der Abhängigkeit der Stromproduktion von der Windgeschwindigkeit vor allem der von der Drehzahl abhängige sogenannte Erntefaktor. Auch die Abschaltung von Windrädern ab einer bestimmten Windgeschwindigkeit und Nullertrag bei Windgeschwindigkeiten unter einer bestimmten Schwelle (meist bei ca. 2 – 3 m/s) wird berücksichtigt. Im Ergebnis erhält man den in Abb. 2 dargestellten Verlauf der typischen Versorgungssicherheit mit Windstrom.

Versorgungssicherheit Wind Real

Abbildung 2: Theoretische Versorgungssicherheit aus der Produktion von Windstrom unter realitätsnahen Bedingungen als Wahrscheinlichkeitsverteilung. Auf der x-Achse ist der Umfang der Windstromproduktion in Vielfachen des Strombedarfs (Produktionsfaktor q) aufgetragen. Die y-Achse zeigt die resultierende Versorgungssicherheit als Funktions des Produktionsfaktors q. Die Berechnung basiert auf der typischen Windverteilung in Deutschland, Ferner wurde eine Windstromproduktion unter unter realitätsnahen Bedingungen (minimale Windgeschwindigkeit, Abschaltung bei Maximalschwindigkeit, Erntefaktor entsprechend Leistungscharakteristik) angenommen. Ein Zahlenbeispiel: Wenn der Produktionsfaktor q = 1 ist (also genausoviel Strom produziert wird, wie im Mittel benötigt wird), dann liegt die Versorgungssicherheit bei 0,36 (= 36 %) und das Versorgungssrisiko bei 0,64 (= 64 %).

Wenn genausoviel Strom produziert wird, wie im Mittel benötigt wird (die falsche „Autarkie„), dann hat man tatsächlich (unter den genannten theoretischen aber realitätsnahen Bedingungen) nur eine Versorgungssicherheit von 36 % und dementsprechend ein Versorgungssrisiko von 64 %. Im Diagramm entspricht diese Situation einem Produktionsfaktor von q = 1. An 64 von 100 Tagen wird in diesem Falle zu wenig Strom produziert, obwohl über das Jahr betrachtet die Stromproduktion dem Bedarf entspricht. An 36 von 100 Tagen wird entsprechend mehr Strom erzeugt als tatsächlich benötigt wird, wovon man ohne Speicherung allerdings nicht profitieren kann.

Selbst dann, wenn man 10-mal mehr Windstrom produziert als tatsächlich im Gesamtjahr benötigt wird (Produktionsfaktor q = 10), ergibt sich nur eine Versorgungssicherheit von 0,77 (= 77 %). Damit hätte man eine das Stromnetz destabilisierende temporäre Überproduktion von etwa 900 % und dennoch ein signifikantes Versorgungsrisiko. Auch beim Hundertfachen (Produktionsfaktor q = 100) kommt man nicht einmal auf eine Versorgungssicherheit von 90 %. Abgestützt ausschließlich auf Windstrom und ohne Speicher sind daher Versorgungssicherheit und Autarkie in der Praxis nicht erreichbar.

Praktisches Beispiel eines kleinen Windparks

Betrachten wir ein Beispiel aus der Praxis. Der Windpark Berg (am Starnberger See) besteht aus 4 Windrädern. Die Gesamtstromproduktion mit Wind, Solar und Biomasse ist mit 104 % (in 2022) höher als der Jahresverbrauch der Gemeinde Berg. Die Kommune nennt das daher „energetische Autarkie„. Aber trotz der Biomasse- und Solarstromanteile ist der Stromertrag an 216 Tagen des Jahres (entsprechend einem Versorgungsrisiko von 59 %) geringer als der kommunale Strombedarf. In Abb. 3 ist der Verlauf der Jahresstromproduktion mit täglicher Über- und Unterversorgung im Jahresverlauf aufgetragen.

Versorgungsgrade Berg 2022

Abbildung 3: Exemplarische tägliche Versorgungsgrade in der Gemeinde Berg (2022). Bruttostromerzeugung 104 % des Bedarfs, 300 Tage mit temporärer Unterversorgung, 65 Tage mit permanenter Überversorgung. An ganz schlechten Tagen wird nur 3 % des tatsächlichen Bedarfs erzeugt, an sehr „guten“ Tagen dafür das 3,77-fache des Bedarfs.

Man entnimmt dem Diagramm, dass der Versorgungsgrad an 216 Tagen kleiner als 100 % ist (alle Tage mit roten Balken nach unten). An den restlichen 149 Tagen wird mindestens 100 % des Bedarfs oder sogar mehr Strom erzeugt (alle Tage mit blauen Balken nach oben). Selbstverständlich variert dieses Produktionsprofil in Abhängigkeit von den jeweiligen Wetterbedingungen eines Jahres. Im Grundsatz erhält man aber immer ein ähnliches Muster im Wechsel von Über- und Unterproduktion bei einem typischen Erwartungswert von etwa 60 % – 65 % der Tage mit Stromunterversorgung. Letztlich handelt es sich auch hierbei um eine Wahrscheinlichkeitsverteilung des Versorgungsgrads. Tatsächlich muss Berg, wie man mittels einer detaillierteren Analyse zeigen kann, ca. 50 % seines Strombedarfs von außen beziehen.

Ist das Autarkie? – Natürlich nicht! Die Gemeinde Berg ist in der Substanz auf externe Energielieferungen angewiesen und wird das auch bleiben, selbst dann, wenn noch weitere Windräder gebaut oder riesige PV-Freiflächenanlagen geplant werden (s. Starnberger Merkur vom 07.11.2024 Idee für PV-Freiflächenanlage bei Gut Biberkor).

Wenn also erklärt wird, die Gemeinde Berg sei aufgrund ihrer vier Windräder „energetisch autark“, dann ist das eine Falschbehauptung. Daran ändert auch die stete Wiederholung der Aussage nichts. Man fragt sich, welche Absicht hinter dieser Falschinformation steht? Will man den Leuten Sand in die Augen streuen?

Abschätzung zur Größe der täglichen Versorgungslücke

Wie gesagt, gibt es Tage mit Stromüberproduktion und Tage mit Stromunterproduktion bezogen auf den Bedarf. Es stellt sich die Frage, wie groß denn an den Tagen mit einem Versorgungsdefizit die typische tägliche Versorgungslücke in Einheiten des Tagesbedarfs ist. Eine Versorgungslücke von 100 % bedeutet, dass der komplette Tagesbedarf fehlt. Bei einer Versorgungslücke von 30 % fehlen demnach 30 % des Tagesbedarfs und müssen in diesem Umfang aus anderen Quellen (z.B. von extern) gedeckt werden.

Wir nehmen wieder den allgemeineren Gesichtspunkt unabhängig vom Beispiel Windpark Berg ein. In Abb. 4 ist der Zusammenhang zwischen der Größe der Versorgungslücke und der Wahrscheinichkeit (also der Häufigkeit) für deren Eintreten dargestellt. Dabei betrachten wir sechs Kurvenverläufe mit einem jeweils unterschiedlichen Grad der Jahresstromproduktion im Verhältnis zum Strombedarf.

Versorgungslücke Gt X Wind Real

Abbildung 4: Theoretische Versorgungslücke (unter realitätsnahen Bedingungen) bei der Windstromproduktion mit unterschiedlicher bilanzieller Autarkie (50 %, 100 % … 1000 %). Zur Interpretation der Kurven: Jede Kurve stellt einen Zusammenhang her zwischen der Größe der Versorgngslücke (x-Achse) und der Wahrscheinlichekit für das Eintreten der betreffenden Lücke. Beispiel blaue Kurve (bilanzielle Autarkie = 100 %, in den obigen Diagrammen Produktionsfaktor q =1 genannt). Eine Versorgungslücke von 40 % (x = 40 %) oder mehr stellt sich mit der Wahrscheinlichkeit von etwa 52 % (y = 52 %) ein. Die Versorgungslücke ist größer oder gleich 82 % (x = 82 %) in ca. 30 % (y = 30 %) der Fälle (also der Tage). Wenn die Stromproduktion fünfmal höher ist als der Jahresbedarf (braune Kurve, Produktionsfaktor q =5 ), dann tritt die Versorgungslücke von 40 % (x = 40 %) mit der Wahrscheinlichkeit von etwa 25 % (y = 25 %) ein. Die Versorgungslücke ist größer oder gleich 5 % (x = 5 %) in ca. 30 % (y = 30 %) der Fälle (also der Tage).

Die blaue Kurve in Abb. 4 steht für die sogenannte „bilanzielle Autarkie„, wenn also 100 % des Jahrestrombedarfs erzeugt wird. Wie man dem Diagramm entnimmt, heißt das mitnichten, dass keine Versorgungslücke besteht. Ganz im Gegenteil: Die Versorgungslücke beläuft sich auf etwa die Hälfte des jeweiligen Bedarfs mit etwa 48 %-iger Wahrscheinlichkeit, also an 48 % der Zeitspanne eines Jahres. Eine 90 %-ige Lücke entsteht immer noch mit 24 %-iger Wahrscheinlichkeit. Das sind erhebliche Einschnitte in die Versorgungssicherheit, die das Gerede von der „energetischen Autarkie“ als ziemlich leichtfertig und unreflektiert entlarven.

Wie man der Kurvenschar in Abb. 4 weiter entnimmt, ändert sich an diesem Befund sogar bei einer doppelten (200 %) oder gar 5-fachen Überproduktion (500 %) in der Substanz nicht viel. Allenfalls gibt es graduelle Verbesserungen. Ein Beispiel dazu: Wenn in der Jahresbilanz 500 % des benötigten Strom produziert wird, dann liegt die Versorgungslücke immer noch während 24 % der Zeitspanne eines Jahres in einer Höhe von 50 % des jeweiligen Bedarfs. D.h., mit einer Wahrscheinlichkeit von 24 % kann nur die Hälfte des Strombedarfs tatsächlich über Wind zur Verfügung gestellt werden. Man muss sich dabei vergegenwärtigen, was 500 % bedeutet: Es erfordert, dass z.B. in Berg nicht 4, sondern 20 Windräder stehen – und trotzdem würde man nennenswerte Anteile des Strombedarfs von extern beziehen müssen und wäre von einer echten Autarkie weit entfernt.

Abschätzung zur Größe der Speicherbedarfs

Wie man dem Vorstehenden entnehmen kann, ist mit Windstrom alleine (aber auch in der Kombination mit Solarstom) keine sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Man benötigt in jedem Falle Speicher oder Backup-Kraftwerke. Im Folgenden wollen wir exemplarisch die Größe des benötigten Speichers bestimmen. Im konkreten Falle betrachten wir wieder das Beispiel Berg.

In Abb. 5 ist der Verlauf des Strombedarfs (= Verbrauch) gegen die Stromproduktion mit Wind, Photovoltaik und weiteren Produktionquellen aufgetragen. Zusätzlich wird auch die jeweilige Momentandifferenz zwischen der gesamten Stromproduktion und der Last dargestellt. Immer dann, wenn die Stromproduktion höher ist als der jeweilige Verbrauch, kann der Überschuss gespeichert werden. Im Diagramm sind das die Zeiten, in denen die rote Kurve des Ladungsverlaufs ansteigt. Ist dagegen der Verbrauch höher, dann wird der Speicher entladen. In diesem Falle wendet sich die rote Kurve nach unten.

Speicherbedarf Berg 2022

Abbildung 5: Speicherdiagramm zum Windpark Berg. Die linke Vertikalachse zeigt die Tageswerte der Stromproduktion bzw. des Stromverbrauchs in Megawattstunden. An der rechten Achse (rot) ist die Höhe der Speicherladung abzulesen. Im Diagramm sind die Verläufe des Strombedarfs (= Verbrauch, schwarze Kurve) gegen die Stromproduktion mit Wind (blaue Kurve), Photovoltaik (gelbe Kurve) und weiteren Produktionquellen (grüne Kurve) aufgetragen. Die graue Kurve zeigt die jeweilige Momentandifferenz zwischen der gesamten Stromproduktion und der Last. Man sieht, dass trotz der summarischen Gesamtstromproduktion übers Jahr von 104 % über weite Teile des Jahres die Strombilanz negativ ist (graue Kurve unterhalb der Nulllinie). Die rote Kurve stellt den Verlauf der Speicherladung über den Jahresverlauf dar. Der Maximalwert dieser Ladung entspricht der nötigen Speicherkapazität. In diesem Falle sind es 2.711 Megawattstunden.

Um die Größe der erforderlichen Speicherkapazität zu ermitteln, muss man, ausgehend von einem Startwert für die Kapazität, die Initialladung des Speichers und die Speicherkapazität iterativ gezielt so anpassen, dass sich zu keinem Zeitpunkt eine negative Speicherladung einstellt. Der mininale Wert für die so ermittelte Maximalladung des Speichers ist die gesuchte Speicherkapazität.

Im vorliegenden Falle findet man so unter den Bedingungen des Jahres 2022 einen Speicherbedarf von 2.711 MWh und somit die erforderliche Speicherkapazität in genau dieser Höhe. Natürlich wird sich dieser Wert von Jahr zu Jahr, je nach den Wetterbedingungen, verändern. In der Größenordnung tut sich indessen nicht viel. Bei den heutigen Speicherpreisen von etwa 1.000 €/kWh entspricht die berechnete Kapazität einer Investitionssumme von 2,7 Mrd. €. Aber auch bei drastisch günstigeren Speicherkosten von 100 €/kWh wären es immer noch 270 Millionen Euro.

Unabhängig davon muss man festhalten, dass es Speicher dieser Größe (also 2,7 GWh) Stand heute nicht gibt. Nächstes Jahr (2025) soll in Niedersachen Europas größter Batteriespeicher in Betrieb gehen. Er ist auf eine Kapazität von 275 MWh ausgelegt, also etwa ein Zehntel des Bedarfs alleine für die 8000-Einwohner-Gemeinde Berg.

In diesem Zusammenhang wird oft auf E-Autos verwiesen. Man könne doch die Batterien der Elektroautos anzapfen und die dort gespeicherte Energie zum Schließen der Stromlücken verwenden. Ja, das geht tatsächlich. Man darf sich aber keinen Illusionen bezüglich der realen Möglichkeiten hingeben. Die Speicher von E-Autos sind viel zu klein, um damit in nennenswertem Umfang Produktionslücken schließen zu können. Allenfalls für sehr kurz währende Versorgungslücken von etwa einem Tag oder weniger ist das hilfreich. Davon abgesehen werden die Batteriespeicher von E-Autos ja eigentlich zum Fahren benötigt. Sind sie einmal entladen, kann man weder fahren noch ins Netz einspeisen. Und am nächsten Tag steht man mit leeren Händen da.

Wenn man dennoch unterstellt, dass ein durchschnittliches E-Auto jederzeit eine Speicherkapazität von 30 kWh für die Zwecke der Stromversorgung verfügbar machen könnte, wie viele E-Autos bräuchte man dann in der Gemeinde Berg mit ihren mit 8000 Einwohnern? – Es wären 90.000 E-Autos nötig, also ca. 11 Autos pro Einwohner!

Damit wird klar, dass mit großen Speichern prinzipiell die Versorgungssicherheit und damit auch echte Autarkie – wie sinnvoll diese auch immer sein mag – gewährleistet werden kann. Indessen stellt dieser Ansatz allenfalls eine theoretisch mögliche Lösung dar. In der Realität ist das nicht bezahlbar. Der Speicher für Berg in der nötigen Kapazität würde die Stromkosten für die Gemeinde dauerhaft auf mindestens 50 ct/kWh erhöhen. Der Berger Windstrom wäre letztlich unverkäuflich.


Quellen

[1] Starnberger Merkur vom 07.11.2024 Idee für PV-Freiflächenanlage bei Gut Biberkor

[2] Versorgungssicherheit mit Windstrom – eine theoretische Analyse

Hochkarätige Veranstaltung im Bosco und Start des Bürgerbegehrens

(fih) Die Bürgerinitiativen Umwelt-Energie-Gauting und Gegenwind Würmtal hatten am Mittwoch, den 24. April, zu einem Vortragsabend im Gautinger Bosco zum Thema Energiewende eingeladen. Und alle sind gekommen – jedenfalls sehr viele.

Für den Hauptvortrag hatten die Bürgerinitiativen den bundesweit bekannten renommierten Experten Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, ehemaliger Umweltsenator von Hamburg, gewinnen können. Das Thema seines Vortrags war:

ENERGIEWENDE AUF DEM PRÜFSTAND – IST SIE SICHER, UMWELTFREUNDLICH UND BEZAHLBAR?

Es sollte indessen nicht nur um diese grundsätzliche Fragestellung im Hinblick auf die Energiewende als Ganzes gehen. Für viele Besucher genauso wichtig war offenbar auch die auf den Plakaten und Einladungsflyern zur Veranstaltung ausdrücklich angekündigte Bürgerinformation über die Planungen der Gemeinde Gauting. Bekanntlich sollen im Wald bei Buchendorf und zwischen Königswiesen und Hausen auf dem Gebiet der Gemeinde Gauting 10 Windkraftanlagen errichtet werden. Dazu kommen noch weitere 6 WKA im Forstenrieder Park östlich von Buchendorf und unter Umständen nochmals 4 bei Krailling.

Einladungsflyer 24. April Popup
Standorte Wea Karte V14a
Standorte der geplanten Windräder

Einlass im Bosco war ab 19 Uhr, der Beginn der Veranstaltung war für 19:30 angesetzt. Bereits kurz nach Öffnung war der Saal im Bosco gut gefüllt. Gegen 19:30 waren dann alle Plätze belegt. Wer keinen Sitzplatz mehr gefunden hatte, suchte sich, soweit es eben ging, einen Stehplatz im Flur. Teilweise mussten interessierte Bürger sogar im Foyer ausharren, ohne Blick auf die Bühne zwar, aber immerhin mit der Möglichkeit, den Vorträge akustisch zu folgen.

Lange nicht hat das Bosco einen solchen Ansturm erlebt

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Anette Bäuerle von der Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting. In Ihrer Begrüßung verlieh sie der Hoffnung auf einen offenen und sachlichen Dialog und Informationsaustausch Ausdruck. Neben dem Hauptredner, Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, begrüßte sie den gleichfalls anwesenden Staatsminister a.D. Martin Zeil sowie den langjährigen Präsidenten des Ifo-Instituts, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, persönlich.

Programm Bosco 2024 04 24 V2
Programm vom 24.04.2024 im Bosco, Gauting

Nach den einleitenden Worten stellte sie kurz die ersten beiden Referenten vor: Dr. Hieronymus Fischer und Dipl.-Ing. Bernhard Fliedner, beide aktiv in der Bürgerinitiative Umwelt-Energie-Gauting. Danach übergab sie das Wort an den ersten Redner, Dr. Fischer, der zum Thema Stromproduktion mit Wind – Prinzip, Nutzen und Grenzen – sowie das Problem mit der Versorgungssicherheit und dem Speicherbedarf referierte.

Hier der Vortrag zum Anschauen und zum Download Vortrag Fischer 2024 04 24 Bosco Gauting Erste Seite

sowie der Videolink auf YouTube (inkl. der Anmoderation von Anette Bäuerle):

Kurze Inhaltsangabe zum Vortrag: Vortrag Dr Fischer


Danach folgte von Bernhard Fliedner die eigentliche Bürgerinformation zum Stand der Planung:  20 Windräder bei Gauting-Königswiesen, Buchendorf, Ober-/Unterbrunn, Krailling, Neuried

Hier der Vortrag zum Anschauen und zum Download Vortrag Fliedner 2024 04 24 Bosco Gauting Erste Seite

sowie der Videolink auf YouTube:

Eine Inhaltsangabe zum Vortrag wird nachgereicht.

Hier noch der direkte Link auf das Bürgerbegehren: Bürgerbegehren Gauting 2024 04 24


Nach den beiden einleitenden Vorträgen kündigte Anette Bäuerle nochmals den Hauptvortrag an und stelle Prof. Vahrenholt mit seiner Vita und seinem Erfahrungshintergrund vor. Gegen 20:30 Uhr startete dann Prof Vahrenholt mit seinem Vortrag, ENERGIEWENDE AUF DEM PRÜFSTAND – IST SIE SICHER, UMWELTFREUNDLICH UND BEZAHLBAR?, auf den die Zuhörer bereits mit großer Spannung warteten. Die interessante und kurzweilige Präsentation, die Prof. Vahrenholt mit großer Verve vertrug, dauerte bis etwa 21:30 Uhr.

Hier der Vortrag zum Anschauen und zum DownloadVortrag Vahrenholt 2024 04 24 Bosco Gauting

sowie der Videolink auf YouTube:

Eine Inhaltsangabe zum Vortrag wird nachgereicht.


Nach einer kurzen Pause begann gegen 22:00 Uhr die Diskussion. Trotz der vorgerückten Stunde, waren noch viele Besucher geblieben.

Eine kurze Zusammenfassung zur Diskussion wird nachgereicht.


Resümee

Eine vollauf gelungene Veranstaltung mit hochkarätigen Gästen und vielen interessierten Besuchern aus Gauting und der näheren Umgebung. Zu den Gästen zählten auch Bürgerinitiativen aus Ebersberg, von Dießen am Ammersee und sogar vom Bodensee.

Das Feedback der Besucher war überaus positiv. Nur drei Beispiele dazu, die uns per Mail erreicht haben:

  • Ich möchte Ihnen ganz herzlich zu der (…) Veranstaltung gratulieren. Mit großem Interesse habe ich sowohl die Vorträge als auch die anschließende Diskussion im Saal verfolgt. Als Mitbürger (…) finde ich Ihr Engagement und Ihr Demokratieverständnis sowie die bisher erzielten Wissensfortschritte großartig und zutiefst beeindruckend.
    (Prof. S aus Gilching)
  • Herzlichen Dank für Ihr Engagement und die wertvollen Vorträge. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir diese als PDF zukommen lassen könnten (…).
    (Dr. O. aus Gauting)
  • Wir möchten uns (…) bei Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen der Bürgerinitiative für die organisatorisch und inhaltlich wirklich exzellente Informationsveranstaltung im Bosco bedanken. Wir unterstützen Ihre Aktivitäten zur Verhinderung der Erbauung der Windräder voll und ganz. Bitte machen Sie weiter so. (…) Wir hoffen, dass Ihre Aktivitäten von Erfolg gekrönt sein werden.
    (Dr. M. aus Gauting)

Pressebericht:

Bericht über die Veranstaltung im Starnberger Merkur

Ein grandioser Auftakt des Bürgerbegehrens

Ein grandioser Auftakt des Bürgerbegehrens gegen die geplanten Windkraftanlagen in Gauting am 24. April 2024 im Bosco!

(ab) Der Saal des Kulturhauses Bosco in Gauting war schon vor Veranstaltungsbeginn völlig überlaufen. Alle Sitzplätze waren besetzt, die Menschen standen in den Gängen, und ca. 40 saßen draußen in der Cafeteria und lauschten später geduldig den drei Vorträgen, die nach draußen übertragen wurden, aber natürlich ohne Bilder. Manche kamen nur kurz hochgestürmt, um das Bürgerbegehren zu unterschreiben, ohne Zeit für die Vorträge zu haben. Viele später Kommende (z.B. nach langer Parkplatzsuche) standen aber leider vor verschlossenen Türen, weil wegen Überfüllung keine Besucher mehr hineindurften.

Dieser Andrang übertraf die kühnsten Erwartungen der Veranstalter, die Bürgerinitiativen Umwelt-Energie-Gauting und Gegenwind Würmtal. Sie hatten alle Haushalte mit Flyern versorgt, in ganz Gauting und Krailling Plakate aufgehängt, und auch in Anzeigen dafür geworben, mit offensichtlich großem Erfolg.

War es der überaus populäre Referent, Professor Dr. Vahrenholt, oder waren es die Sorgen um die heimischen Wälder und Landschaften, die die Menschen in Scharen ins Bosco zogen? Es war wohl beides. Die Moderatorin des Abends, Anette Bäuerle, konnte zahlreiche Vertreter anderer Bürgerinitiativen begrüßen, die aus den Nachbargemeinden wie Gilching, aber auch aus Dießen oder dem Ebersberger Forst gekommen waren. Drei Organisationen waren sogar extra vom Bodensee angereist, um Professor Vahrenholt zu hören, aber auch sachliche Argumente generell gegen Windkraftanlagen in den süddeutschen Schwachwindgebieten aufzunehmen.

Als prominente Gäste konnte die Moderatorin den Staatsminister a.D. Martin Zeil und den langjährigen Kritiker einer planlosen Energiewende Professor Hans-Werner Sinn begrüßen – beides Gautinger Mitbürger, bei deren Namensnennung das Publikum begeistert klatschte. 

Von den Gemeinderatsmitgliedern waren leider nur sehr wenige der speziell auch an sie gerichteten Einladung gefolgt. Nachdem im Gemeinderat bislang nur die Befürworter einer radikalen Energiewende und die Profiteure des Windkraftausbaus angehört worden waren, sollte ihnen hier die Gelegenheit gegeben werden, sich auch mal sachlich kompetente Gegenargumente anzuhören.

Die ersten beiden Vorträge des Abends hielten zwei Mitglieder der Bürgerinitiative. Dr. Hieronymus Fischer informierte über die Technik von Windkraftanlagen und ihren geringen Energieertrag und damit ihre Ineffizienz in den süddeutschen Schwachwindgebieten. Nur hohe staatliche Subventionen, die wir alle bezahlen, machen den Betrieb für Investoren überhaupt erst interessant.

Diplom Ingenieur Bernhard Fliedner informierte anschließend über den Stand der Planungen von bislang 20 Windrädern in und um Gauting. Speziell ging er dabei auf die von der Gemeinde Gauting unterstützten 10 Anlagen auf Gemeindegebiet ein, die in Flächen liegen, die der Regionale Planungsverband bislang aus naturschutzrechtlichen und anderen Gründen explizit von seinen laufenden Planungen ausgeschlossen hat. Die Gemeinde Gauting möchte diese Planungen offenbar durch eiliges Durchziehen ihres Projektes unterlaufen.

Er warf der Gemeinde auch vor, ihre Bürger in diese für das Lebensgefühl und die Zukunft der Natur und Heimat absolut wichtigen Planungen bewusst nicht einzubeziehen. Sie hat wesentliche Beschlüsse in nicht-öffentlichen Sitzungen gefasst, begründet mit dem Recht des Profiteurs, des Planungsbüros Sing, auf Geheimhaltung der ihn betreffenden Verträge. Gleichzeitig verhöhnt sie damit das Recht aller Bürger auf Offenlegung der für sie noch viel wichtigeren Verträge, denn sie müssen später damit leben, nicht der Herr Sing. Während jeder noch so kleine Bauantrag in öffentlicher Sitzung beraten wird, ohne Rücksicht auf die Belange des Antragstellers, werden hier riesige Bauvorhaben, die alle Bürger betreffen, an der Öffentlichkeit vorbei auf den Weg gebracht.

Die Bürgerinitiative hat gegen diese nicht-öffentliche Beschlussfassung bereits vor 4 Monaten eine Rechtsaufsichtsbeschwerde beim Landratsamt eingelegt, bislang ohne Bescheid. Sie hat die Gemeinde aufgefordert, über diese für die Zukunft der Gemeinde elementaren Landschaftsbeeinträchtigungen alle Bürger in einem Ratsbegehren zu befragen, was die Gemeinde umgehend abgelehnt hat.

Daraufhin startete die Bürgerinitiative an diesem Abend ein Bürgerbegehren, um die Bürger an der Entscheidungsfindung zu beteiligen. Bis 15. Mai müssen ca. 2000 Bürger das Bürgerbegehren unterschrieben haben, jede einzelne Stimme ist wichtig.

Der Höhepunkt des Abends war dann der Vortrag des ehemaligen SPD Umweltsenators von Hamburg, des Chemikers Professor Dr. Fritz Vahrenholt, der nach seiner politischen Karriere seine Berufslaufbahn ebenfalls sehr erfolgreich in der Privatwirtschaft fortgesetzt hat, und zwar fast ausschließlich in Unternehmen der Solar- und Windenergiebranche. So hat er die erste Fabrik für Solaranlagen in Deutschland bauen lassen, und auch die erste deutsche offshore Windkraftanlage trägt seinen Namen, Fritz.

Professor Dr. Vahrenholt wusste also genau, wovon er sprach, als er in seinem Vortrag die deutsche Energiewende kritisch auf den Prüfstand stellte und fragte, ob sie sicher, umweltfreundlich und bezahlbar sei. Wie zu befürchten, musste er alle drei Aspekte einer sinnvollen Energiepolitik verneinen. Vehement sprach er sich gegen den Ausbau der Windenergie im windschwachen Süden Deutschlands aus, der völlig unwirtschaftlich sei und sich nur durch hohe Subventionen lohne. Geradezu vehement lehnte er jeden Bau dieser riesigen Industrieanlagen in Wäldern oder anderen geschützten Bereichen der Natur ab.

Alle drei Vorträge sind auf der Homepage der Bürgerinitiative nachzulesen (s. Hochkarätige Veranstaltung)

Nachdem sie 2 1/2Stundenkonzentriert zugehört hatten, wurden die von dem Gehörten noch ganz euphorisierten Zuhörer in eine verdiente Pause entlassen, die sie sehr zahlreich für Gespräche und das Unterschreiben des Bürgerbegehrens nutzten. Die meisten von ihnen sind anschließend zufrieden heimgegangen, nachdem sie alles gehört hatten, was für sie wichtig war.

Die sich nach der Pause anschließende Diskussion nutzten vor allem die Befürworter des Ausbaus der Windkraftanlegen, die mit prominenten Beteiligten vertreten waren Darunter war auch der Verantwortliche des Baus der Windkraftanlagen in Berg, der Projektierer Sing, der jetzt auch den Bau der Gautinger Windkraftanlagen federführend vorantreibt.

Dabei wird er vom Gautinger Gemeinderat unterstützt, für den stellvertretend Andreas Albath das Wort ergriff, nachdem die ebenfalls eingeladene Bürgermeisterin nicht erschienen war. Albath warb um die finanzielle Beteiligung der Bürger an diesem Projekt, das so oder so nicht zu verhindern sei. Dem widersprachen die Vertreter der Bürgerinitiative. Mit ihrem Bürgerbegehren und anschließenden Bürgerentscheid wollen sie genau dies verhindern, und zwar egal durch welchen Investor. Falsch bleibt falsch, egal wer es macht.

In der insgesamt 45-minütigen Diskussion kamen die Befürworter dieses Projektes sehr ausführlich zu Wort, ganz anders als umgekehrt die Gegner bei der Vorstellung dieses Projektes durch die Gemeinde und den Projektierer Sing im November letzten Jahres, in dem nur kurze Fragen gestellt werden durften. An diesem Abend konnten die Befürworter das anwesende Publikum allerdings mit ihren Argumenten nicht überzeugen.

Die Argumente der Vortragenden gegen die Windkraftanlagen im windschwachen Bayern und Gauting klangen noch nach, und nach dem Gehörten war fast allen Zuhörern klar, dass es ein wirtschaftlicher und ökologischer Irrsinn ist, in die Wälder Süddeutschlands diese Industrieanlagen zu bauen.

Die Moderatorin hatte ihr Engagement an diesem Abend dem Andenken an Enoch zu Guttenberg gewidmet, einem echten Umwelt- und Naturschützer, der 1975 den BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland) mitgegründet hatte, diesen dann 2012 unter Protest verließ, weil dieser den landschaftszerstörerischen Ausbau der Windkraftanlagen unterstützt, und dem Guttenberg deshalb Käuflichkeit vorwarf. 2015 war er dann Mitgründer des VLAB (Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität), in dem auch die Bürgerinitiative Mitglieder hat.

Seine Aussage unterstreicht, wofür das Bürgerbegehren durchgeführt wird:

„Verblendet und zynisch scheinen mittlerweile ausgerechnet jene, die uns vor der Klimakatastrophe…. retten wollen, und die uns stattdessen unsere letzten menschlichen, natürlichen, nicht urbanisierten Lebensräume in monströse Industriegebiete verwandeln.“

Bitte unterstützen Sie uns und unterschreiben Sie zahlreich das Bürgerbegehren. Näheres finden Sie auf unserer Homepage umwelt-energie-gauting.de. Herzlichen Dank!

Speicherkapazität ist absehbar nicht ausreichend

Bericht im Starnberger Merkur vom 09.01.2024:
Wie Speicher den Strompreis mitbestimmen

Stand der Energiewende Teil 2

Langfassung des Leserbriefs im Starnberger Merkur vom 18.01.2024

Im Beitrag wird betreffend der verfügbaren Batteriespeicher und Pumpspeicher der völlig falsche Eindruck erweckt, Deutschland sei diesbezüglich schon recht gut aufgestellt, es mangele eigentlich nur noch an den industriellen Großspeichern. Damit wird das bestehende Kernproblem der fehlenden Speicher-Kapazität verschleiert. Denn die Leistung der Speicher ist eine in diesem Zusammenhang eher unwichtige Größe. Sie ist nicht völlig irrelevant, aber zweitrangig. Wie eigentlich jeder aus der praktischen Lebenserfahrung in der Nutzung von Batterien weiß, geht es dabei zuallererst um die Speicherkapazität. Das ist der kritische Punkt! Die für den sinnvollen Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik erforderliche Speicherkapazität ist absehbar nicht ausreichend. Der Erfolg der Energiewende wird dadurch grundsätzlich gefährdet. Zudem ist das ein immenser Kostenfaktor.

Die Speicherkapazität (gemessen in Gigawattstunden, GWh) und die Batterieleistung (gemessen in Gigawatt, GW) dürfen nicht miteinander vermengt werden. Das erstere ist die Energiemenge, die Ladung, das zweite ist quasi die Geschwindigkeit, mit der die gespeicherte Ladung abgerufen werden kann. Und deswegen ist der im Beitrag angeführte Vergleich der installierten Batteriespeicherleistung mit der Leistung von Atomkraftwerken irreführend. Ein AKW liefert seine Leistung dauerhaft, Batteriespeicher hingegen nur für eine kurze Zeitspanne.

Um den Unterschied zwischen Speicherkapazität und Leistung klarzumachen: Wenn Güter von A nach B transportiert werden müssen, dann interessiert der Laderaum der verfügbaren Transporter, nicht deren Höchstgeschwindigkeit. Genau so es verhält sich im Hinblick auf Speicherkapazität („Laderaum“) und Leistung („Höchstgeschwindigkeit“) der Batterien.

Tatsächlich liegt die aktuelle Strom-Speicherkapazität laut Fraunhofer ISE bei etwa 20 GWh Batteriespeicher und 50 GWh Pumpspeicher. Mit diesen 70 GWh können wir angesichts des mittleren deutschen Leistungsbedarfs von 70 GW eine Dunkelflaute von einer Stunde überbrücken! Der Speicherbedarf zur Überbrückung einer eintägigen Dunkelflaute beläuft sich daher auf mindestens 1.500 GWh. Dunkelflauten über eine Woche, wie sie jedes Jahr mehrfach auftreten können, erfordern folglich Speicherkapazitäten von mehr als 10.000 GWh. Aktuell verfügen wir also noch nicht einmal über 1 % der benötigten Kapazität!

Oft werden in diesem Zusammenhang die in künftigen Elektroautos verbauten Batterien als optionale Speicher genannt.  Auch damit kommt man nicht weit: Die zum Ausgleich von Stromlücken verfügbare Batteriespeicherkapazität von 10 Millionen Elektroautos summiert sich auf kaum mehr als 300 GWh und würde folglich nur für die Überbrückung einer Stromflaute von 4 Stunden ausreichen. Das ist mehr als nichts, aber noch weit vom o.g. Bedarf entfernt und schlägt bereits mit bis zu mehreren 100 Milliarden Euro zu Buche.

Dr. Hieronymus Fischer, Pentenried

Zu wenig Speicherkapazität

Bericht im Starnberger Merkur vom 09.01.2024:
Wie Speicher den Strompreis mitbestimmen

Stand der Energiewende Teil 2

Leserbrief im Starnberger Merkur vom 18.01.2024

Im Beitrag wird betreffend der verfügbaren Batteriespeicher und Pumpspeicher der falsche Eindruck erweckt, Deutschland sei diesbezüglich schon recht gut aufgestellt. Allerdings ist dabei nur von der Leistung der Speicher die Rede, nicht von der fehlenden Kapazität.

Die Speicherkapazität (gemessen in Gigawattstunden, GWh) und die Batterieleistung (gemessen in Gigawatt, GW) dürfen nicht miteinander vermengt werden. Das erstere ist die Energiemenge, die Ladung, das zweite ist quasi die Geschwindigkeit, mit der die gespeicherte Ladung abgerufen werden kann.

Um den Unterschied zwischen Speicherkapazität und Leistung klarzumachen: Wenn Güter von A nach B transportiert werden müssen, dann interessiert der Laderaum der verfügbaren Transporter, nicht deren Höchstgeschwindigkeit. Genau so es verhält sich im Hinblick auf Speicherkapazität („Laderaum“) und Leistung („Höchstgeschwindigkeit“) der Batterien.

Tatsächlich liegt die aktuelle Strom-Speicherkapazität laut Fraunhofer ISE bei etwa 20 GWh Batteriespeicher und 50 GWh Pumpspeicher. Mit diesen 70 GWh können wir angesichts des mittleren deutschen Leistungsbedarfs von 70 GW eine Dunkelflaute von einer Stunde überbrücken! Der Speicherbedarf zur Überbrückung einer eintägigen Dunkelflaute beläuft sich daher auf mindestens 1.500 GWh. Dunkelflauten über eine Woche, wie sie jedes Jahr mehrfach auftreten können, erfordern folglich Speicherkapazitäten von mehr als 10.000 GWh. Aktuell verfügen wir also noch nicht einmal über 1 % der benötigten Kapazität!

Dr. Hieronymus Fischer, Pentenried


Die nachfolgend verlinkte Langfassung des Leserbriefs konnte aus Platzgründen im Merkur nicht abgedruckt werden.

Exemplarische Speicheranalyse Nov-Dez 2022

(fih) Analyse zum Speicherbedarf bei ausschließlicher Stromproduktion mit Erneuerbaren unter der Annahme eines verdreifachten Ausbaus von Windkraft und hotovoltaik.

Der Analyse legen wir die konkreten Wetterdaten sowie den Stromverbrauch für die Monate November und Dezember 2022 zugrunde und gehen von einem 3-fachen Ausbau der Wind– und Solarstrom-Produktion gegenüber dem Stand von 2022 aus. Zusammen mit den sonstigen Erneuerbaren ergibt der dreifache Ausbau von Windkraft und Photovoltaik eine installierte Gesamtleistung mit Regenerativen von ca. 400 GW. Das sind immerhin 600 % des typischen deutschen Leistungsbedarfs von etwa 60 – 70 GW.

Reicht dieser dreifache Ausbau von Windkraft und Photovoltaik aus? Und wenn nicht, welche Speicherkapazität wäre nötig gewesen, um im Beispielzeitraum jederzeit die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können?

Auf dem Papier sieht das alles sehr gut aus und sollte, so mag man auf den ersten Blick denken, ohne Weiteres den Strombedarf decken.

Dem ist leider nicht so: Tatsächlich entsteht in der Simulation eine StromVersorgungslücke von über 16 TWh. Und dies trotz einer bestehenden 6-fachen Überkapazität. 

Der errechnete Speicherbedarf von 16 TWh entspricht ungefähr 11 durchschnittlichen Tagesverbräuchen oder etwa 3 % des deutschen Jahresstromverbrauchs. Das ist enorm!

Gleichfalls gewaltig sind die Kosten. Nach aktuellen (PVHausbatterie-) Speicherpreisen liegen sie bei 16 Billionen Euro. Das ist in etwa das Vierfache des deutschen BIP.

Übrigens, die Batteriespeicher von E-Autos helfen in einer veritablen Dunkelflaute nicht aus der Stromnot: 40 Mio. Elektroautos (derzeit gibt es gerade 1 Million davon) bringen es auf eine Speicherkapazität von 2 – 3 TWh, also max. 2 Tagesverbräuchen.

Speicheranalyse Nov-Dez 2022. Rohdaten zu Produktion und Verbrauch: Energy-Charts.info, Fraunhofer ISE. Stand 08.05.2023; Aufbereitung, Darstellung und Speicheranalyse vom Autor. ©Hieronymus Fischer.

Anmerkung: In der Modellbetrachtung gehen wir davon aus, dass die Energie ausschließlich aus erneuerbaren Quellen kommt (also keine fossilen Kraftwerke und auch keine Kernenergie). Ferner lassen wir den möglichen Import von Strom außer Acht. Die Stromproduktion aus Biomasse, Wasserkraft, Müll, … ist berücksichtigt.

Unterhalb des Diagramms sind die resultierenden Werte für die Speicherkapazität sowie die minimale und die maximale Speicherladung angegeben.

Die graue Kurve zeigt zeitgenau den Überschuss bzw. das Defizit der Stromproduktion. Die zeitliche Auflösung für alle Kurven beträgt 15 Minuten, also 96 Datenpunkte pro Tag. Der Analyse liegen 5.856 Datensätze mit jeweils 16 Einzelwerten zugrunde, in Summe also über 90.000 Zahlenwerte.

In der hervorgehobenen Infobox im Diagramm sind einige interessierende Kennzahlen gelistet. Im Minimum werden nur 13 GW produziert. Auf der anderen Seite sind es im Maximum 151 GW. Die Überstromproduktion beläuft sich im Extremfall auf 84 GW. Dem steht ein maximales Leistungsdefizit von 52 GW gegenüber.