Windräder In Gauting Ugross

Podiumsdiskussion im Bosco vom 18. Juni 2024 – Die Frage zum Nutzen für das Klima

(fih) Die letzte Frage auf der Podiumsdiskussion (s. Podiumsdiskussion im Bosco Pro und Contra Bürgerwind) war die eines jungen Mannes: Es gibt nun einmal die globale Erwärmung. Sie müssen die Folgen vielleicht nicht mehr erleben, aber ich bin 18. Mich könnte es in voller Härte treffen. Wie können Sie gegen die Windräder in Gauting sein, wo man damit doch einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten kann?

Diese Frage ist tatsächlich nicht vollständig beantwortet worden, es war ja schon nach 22:00 Uhr, da ist das wohl untergegangen.

Die Antwort soll auf diesem Wege nachgeholt werden. Es macht Sinn, sie in zwei Teile aufzuspalten und die Zusammenhänge näher zu erläutern.

„Klimaeffekt“ der Windräder in Gauting

Die Windräder in Gauting stehen mit den deutschen oder gar den globalen Klimazielen in einem denkbar fernen Zusammenhang. Sie wissen, dass die dt. CO2 Emission etwa bei 1,8 % der globalen Emissionen liegt. Alleine der jährliche Zuwachs an CO2-Ausstoß in Indien und China ist ungefähr so hoch, wie die gesamte deutsche Emission pro Jahr. Selbst wenn wir unsere CO2-Emission sofort auf null reduzieren würden, würde die globale CO2-Emission binnen Jahresfrist trotzdem steigen.

Im Beitrag „Können wir die Welt retten?“ wird die globale CO2-Emission im Vergleich zum deutschen CO2-Ausstoß zusammen mit der historischen Entwicklung seit 1990 aufgezeigt. Die Konsequenz daraus ist: Was wir in Deutschland im Hinblick auf die CO2-Emissionen bewirken, hat keinen Einfluss auf das Klima (die Maßnahmen in Gauting natürlich erst recht nicht), wenn nicht zugleich im Weltmaßstab die Emissionen drastisch reduziert werden. Es gibt ja in diesem Sinne kein spezielles deutsches Klima.

Abb 6 9
Globale CO2-Emissionen im Vergleich zu den Emissionen in Deutschland in der Entwicklung von 1990 bis 2022.

Näheres zur Grafik findet man unter dem obigen Link: Können wir die Welt retten?

Unabhängig davon arbeiten viele andere Länder – genau wie Deutschland – im Grundsatz ebenfalls daran, ihre CO2-Emissionen zu senken. Nur eine Vergleichszahl für 2022: Deutschland emittierte 670 Mio. Tonnen CO2 p.a. In Frankreich waren es mit knapp 300 Mio. Tonnen CO2 p.a. 55 % weniger, dabei spielen Windkraft und Solarstrom in Frankreich nur eine untergeordnete Rolle. Wenn man so will, ist der französische Beitrag für die Erreichung der Klimaziele dramatisch höher als der deutsche, ohne dass dabei die Wirtschaft leiden müsste.

Überall außerhalb Deutschlands gilt dabei das Primat der Vernunft: Man strebt nach einer Reduzierung der CO2-Emissionen im Einklang mit der Stärkung der Wirtschaftskraft, weil man weiß, dass man nur dann Erfolg haben kann, wenn die Wirtschaft floriert. Eine starke Wirtschaft ist die Grundlage für den Wohlstand der Menschen, die Finanzierung des Staatshaushalts und den sozialen Frieden. Nur wenn diese drei Säulen tragen, kann man ernsthaft und mit Aussicht auf Erfolg zugleich auch die CO2-Emissionen senken.

In Deutschland will man es umgekehrt machen: Zunächst einmal die CO2-Emissionen reduzieren. Die absehbar negativen – und teilweise schon eingetretenen – Auswirkungen dieser Prioritätensetzung auf die Wirtschaft und den Wohlstand der Menschen, versucht man kleinzureden oder ganz zu ignorieren. In der längerfristigen Konsequenz führt solche Politik zum sozialen Abstieg breiter Bevölkerungsschichten und zum wirtschaftlich-politischen Abstieg des Landes insgesamt. Nebenbei werden die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Natur Schulterzuckend zur Kenntnis genommen.

Wie schon auf der Podiumsdiskussion gesagt, ist Deutschland kein Vorbild für die Welt, sondern ein Negativbeispiel, das niemand nachzuahmen beabsichtigt. Kein Vorreiter, sondern ein Irrläufer.

Windstromproduktion im Schwachwindgebiet Gauting

Wie dargelegt, ist die Windstromproduktion in Gauting aufgrund der ausgeprägten Schwachwindlage äußerst gering, nur etwa halb so hoch wie in guten Lagen in Norddeutschland. Ohne die Subventionen würde hier niemand eine Windkraftanlage bauen, weil es sich nicht rechnet. Es wäre ein Draufzahlgeschäft. Die Anlagen kosten hier genauso viel, oder mehr, weil sie höher gebaut werden müssen. Sie liefern aber deutlich weniger Strom. Im Ergebnis erhält man daher mit dem gleichen oder sogar einem höheren Kapitaleinsatz eine geringere Wirkung im Hinblick auf das CO2-Einsparungspotential.

Exemplarisch und ganz plakativ formuliert:

  • Bau einer WKA im Schwachwindgebiet Gauting
    Kosten: 10 Mio. €
    CO2 Reduzierung p.a.: 10.000 t CO2 (auf Basis Kohleersatz)
  • Bau einer WKA im Normalwindgebiet anderswo
    Kosten: 10 Mio. €
    CO2 Reduzierung p.a.: 15.000 t CO2 (auf Basis Kohleersatz)

Ergo: Die Investition in ein Gautinger Windrad verschlechtert die deutsche CO2-Emission potenziell um 5.000 t pro Jahr.

Bei 10 Windrädern sind es folglich 50.000 t CO2 pro Jahr, und über eine Betriebszeit von 20 Jahren kommt so die durchaus beachtliche Menge von 1 Mio. Tonnen CO2 zusammen. Das wären zusätzliche CO2-Emissionen, die nur deswegen entstehen, weil man es für richtig hält, Windräder in unwirtschaftlichen Schwachwindgebieten zu errichten, statt dort, wo es ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist.

Hinzu kommt, dass die Subventionen in den Gautinger Schwachwindstrom – die ja aus dem Staatshaushalt kommen – anderswo für die Investition in Klimaschutz fehlen. Pro Windrad könnten das bis zu 600 T€ sein, wie anlässlich der Podiumsdiskussion dargelegt wurde. Für alle 10 Windräder sogar 3 – 6 Mio. € pro Jahr.

Resümee

Wenn man die Klimaziele, respektive die CO2-Ziele als Maßstab nimmt, dann rückt deren Erreichung gerade durch die Gautinger Schwachwindkraft in weitere Ferne.

In der Logik des jungen Mannes, gefährdet also gerade der Bau von Windrädern in Gauting seine persönliche Zukunft.


Grafik Podiumsdiskussion Pro und Contra Bürgerwind Gauting

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert