Bernhard Fliedner

Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt mit Abschluss Diplom-Ingenieur. Berufliche Karriere in der Siemens Kommunikationssparte in Deutschland und den USA.

Motivation für mein Engagement in der Bürgerinitiative:

Ich kenne die Komplexität eines Stromversorgungsnetzes und weiß um die extrem hohe Bedeutung der Versorgungssicherheit für unsere Industriegesellschaft und die verheerenden Auswirkungen eines Black-outs. (z.B. hier zu lesen: https://www.tab-beim-bundestag.de/projekte_blackout-gefaehrdung-und-verletzbarkeit-moderner-gesellschaften-am-beispiel-stromausfall.php )

Mit großer Sorge verfolgte ich daher schon seit den frühen 2000er Jahren den weltweit einmaligen „Deutschen Weg“ für die Energiewende mit seinem extrem(istisch)en Fokus auf „Klimarettung“ mittels wetter- und tageszeitabhängiger Stromerzeugung durch Photovoltaik und Windräder. Natürlich muss es einen Weg zum schrittweisen Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe geben, allein schon wegen deren Endlichkeit. Allerdings muss dieser Weg rational durchdacht und nicht Panik-getrieben begangen werden, d.h.

  • er muss den gesamten Verbrauch von fossilen Primärenergien umfassen
  • er muss die Belastung unserer Volkswirtschaft und der Bevölkerung im Vergleich zu konkurrierenden Industrieländern berücksichtigen
  • er muss die wesentlichen Transformationselemente in ihrem Zusammenspiel kombinieren, ihren technischen Reifegrad richtig einschätzen und die Veränderungs­geschwindigkeit dementsprechend einstellen,
  • was gleichbedeutend ist mit einer kosten- und ressourcenoptimierten Vorgehensweise

Der bisher – von allen (!) Regierungskoalitionen seit ca. 2000 – beschrittene Weg der „Deutschen Energiewende“ (bis heute überwiegend eine Stromwende) tut all dies nicht:

  • Totaler Fokus auf den exzessiven Neubau wetterabhängiger Stromerzeugung
  • Ideologiegetriebene Abschaltung hochproduktiver, CO2-freier Kernkraftwerke
  • Stilllegung fossiler Kraftwerke (forcierter Kohleausstieg)
  • Verschleppung des Netzausbaus (Fernleitungsnetz)
  • Verschleppung des Neubaus unerlässlicher Backup-Gas-Kraftwerke
  • Keine Schaffung von marktwirtschaftlichen Anreizen und Finanzierungsmöglichkeiten; stattdessen planwirtschaftlich getriebenen Subventionsanreize, finanziert aus höchsten Strompreisen, Steuern und neuen Schulden.

Die Vorausahnung dieser Problempunkte, deren negative Auswirkungen erst über die Jahre immer deutlicher wurden, hatte mich schon sehr früh veranlasst – zunächst im Freundeskreis, später immer öffentlicher – dagegen Stellung zu beziehen.

Die Erkenntnis, dass aufgrund der krakenhaften Ausbreitung der „Erntemaschinen für die Flächenenergien“ (Windräder und Photovoltaik) auch unsere letzten naturnahen Landschaften und Erholungswälder massiv industriell entstellt werden, ist mir erst später beim Anblick meiner Jugend-Heimat (Hundsrück/Soonwald) aufgegangen. Meine zweite Heimat seit über 40 Jahren (Oberbayern) möchte ich auf keinen Fall in dieser Weise entstellt sehen!

Aus all diesen Gründen hatte ich mich (zusammen mit Friedrich Huber) schon in den Jahren 2011/2012, als die Planungsarbeiten für den „Sachl. Teilflächennutzungsplan Windkraft“ im Landkreis Starnberg durchgeführt wurden – die ich als Vorbereitungsarbeiten für die Errichtung von Windrädern empfand – mit zahlreichen Mitstreitern aus dem ganzen Landkreis diesem Vorhaben entgegengestellt.

Wir sammelten Unterschriften, schrieben Einsprüche an Landratsamt und Gemeinde Gauting und demonstrierten vor dem Landratsamt Starnberg und zusammen mit anderen bayerischen Initiativen sogar in München vor der Staatskanzlei – alles vergeblich: der Landkreis bestimmte über 6% seiner Fläche, Gauting sogar über 16% seiner Gemeindefläche als Konzentrations­flächen für den Bau von Windrädern. Zu allem Überfluss wurde durch den Kreistag Starnberg sogar die spezielle Landschaftsschutz­verordnung für das südliche Würmtal für den Bau von Windrädern „geöffnet“.

Bei diesen Aktionen lernte ich das bundesweite Netzwerk der windkraft-kritischen Bürger­initiativen in Deutschland, „Vernunftkraft e.V.“ kennen und schätzen. Dass alle Windindustrie-Profiteure und -Lobbyisten, sowie ihre bezahlten Medien beim Nennen dieses Namens Schaum vor dem Mund bekommen und den gemein­nützigen Verein mit allen Mitteln zu diskreditieren versuchen, ist der beste Beweis, dass seinen wissenschaftlich untermauerten Argumenten anders nicht beizukommen ist.

Als Ende 2014/Anfang 2015 die Bayer. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner alle gesellschaftlichen Interessenträger zum „Bayerischen Energiedialog“ einlud, konnte ich als einer von mehreren Vernunftkraft- Delegierten in den insgesamt 4 Arbeitsgruppen, die an mehreren Sitzungstagen zusammenkamen, meine Argumente vertreten und als Sprecher in der Abschlussveranstaltung vortragen. Wie sich herausstellte, war das Endergebnis der ganzen Veranstaltungsreihe mit teuer bezahlten „Experten“, die zu Fachvorträgen einflogen, allerdings schon im Voraus politisch vordefiniert: trotz der Aufgabenstellung für die ganze Veranstaltung, einen Ersatz für die wegfallende, grundlastfähige Leistung der Kernkraftwerke zu finden, wurde als „Lösung“ der weitere Ausbau der wetterabhängigen „Erneuerbaren“ postuliert. Dies, obwohl in der Arbeits­gruppe „Speicher“ bereits am ersten Tag feststand, dass die erforderlichen Speicher­techno­logien zur Überbrückung von mehrtägigen Dunkelflauten erst in Dekaden technisch / wirtschaftlich zur Verfügung stehen würden.

Wie zu erwarten, wurde dann kaum etwas von den Erkenntnissen dieser aufwendigen Veranstaltung – insbesondere zum Themenkreis „Versorgungssicherheit“ – in die Realität umgesetzt.

Unter dem neuen Bayer. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger wurde von März – Juli 2019 das gleiche Theater noch einmal wiederholt. Jetzt unter dem Titel „Bayerischer Energiegipfel“. Allerdings gab es Unterschiede: diesmal waren kritische Vertreter von Vernunftkraft gar nicht mehr eingeladen! Immerhin gab man Vernunftkraft Gelegenheit, die Protokolle der einzelnen Arbeitsgruppen einzusehen und zu kommentieren – eine Aufgabe, die ich (zähneknirschend) übernahm. Natürlich war anzunehmen, dass im Endergebnis wieder nichts dabei rauskam, was sich dann auch bestätigt hat. Bemerkenswert waren in dieser Veranstaltungsreihe allerdings die zunehmend eindringlichen Forderungen aus der hochkarätig besetzten Arbeitsgruppe „Versorgungssicherheit“, die neben anderen Maßnahmen den schnellstmöglichen Bau von Gas-Kraftwerken in Bayern verlangten. Auch dies ist bis heute – 5 Jahre danach – noch nicht realisiert!

Stattdessen hat man im April 2023 mit dem Kernkraftwerksblock Isar II einen über Jahre zuverlässig arbeitenden, kostengünstigen Stromerzeuger stillgelegt, für dessen Ersatz allein über 1.200 Windindustrieanlagen errichtet werden müssten, die dann allerdings noch zusätzliche Backup-Gas-Kraftwerke benötigen.

Der Ersatz für diesen Schildbürgerstreich soll nun in unserem wunderschönen, aber wind­schwachen Oberbayern durch den Bau der größten und teuersten Windräder, die es bisher an Land gibt, geschaffen werden – angereizt mit überhöhten Subventionsvergütungen von über 11 Cent je Kilowattstunde.

Was dem Wald, der Tierwelt und den Bürgern im Gegenzug an Nachteilen erwächst und was uns an „Heimat“ genommen wird, spielt offenbar ebenso wenig eine Rolle, wie die verheerenden volkswirtschaftlichen Verwerfungen des undurchdachten Gesamtkonzeptes „Deutsche Energiewende“.

Email Bernhard.Fliedner@umwelt-energie-gauting.de

Bürgerinitiativen Umwelt-Energie-Gauting und Gegenwind Würmtal